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Psychotherapie-Netzwerk ME/CFS: Information für Mitglieder

(LPK BW)

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat ein bundesweites Psychotherapie-Netzwerk ME/CFS ins Leben gerufen, das approbierten psychologischen und ärztlichen Psychotherapeutinnen offensteht. Ziel des Netzwerks ist es, die fachliche Kompetenz in der Versorgung von Patientinnen mit ME/CFS zu stärken und einen kontinuierlichen kollegialen Austausch zu ermöglichen.

Das Projekt ist auf Landesebene fachlich eingebunden und wird im Rahmen der bestehenden gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Stärkung der ME/CFS-Versorgung unterstützt.

ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) gilt als komplexe neuroimmunologische Erkrankung, die im medizinischen und psychotherapeutischen Versorgungssystem bislang nur begrenzt berücksichtigt wird. Viele Betroffene erleben erhebliche Einschränkungen in ihrer Alltagsgestaltung sowie eine erhöhte psychosoziale Belastung und Stigmatisierung.

Das Netzwerk bietet Psychotherapeut*innen eine strukturierte Möglichkeit, sich zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen auszutauschen, kollegiale Unterstützung zu erhalten und spezifische Fragestellungen der psychotherapeutischen Begleitung – insbesondere im Hinblick auf die Post-Exertional Malaise (PEM) – zu vertiefen.

Die Teilnahme an den regelmäßigen Online-Treffen ist mit 3 CME-Punkten verbunden. Die Veranstaltungen sind von der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg 3 CME-Punkten akkreditiert.

Damit erhält das Netzwerk eine besondere Relevanz für Psychotherapeut*innen im Land, die ihre Expertise in diesem komplexen Versorgungsfeld erweitern möchten.

Regelmäßige Treffen: Jeden 2. Donnerstag im Monat, 19:00–20:30 Uhr (online)

Weitere Informationen und Anmeldung über die Charité: Teilprojekte: Post-COVID-Netzwerk der Charité – Charité – Universitätsmedizin Berlin

Kontakt: bettina.grande@charite.de

Wachsende Aufgaben in schwierigen Zeiten

47. Deutscher Psychotherapeutentag in Berlin eröffnet

(BPtK) Mit Grußworten der Bundesgesundheitsministerin Nina Warken und der Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages Dr. Tanja Machalet ist heute der 47. Deutsche Psychotherapeutentag in Berlin gestartet.

In ihrer Eröffnungsrede verwies Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), auf die wachsenden Aufgaben für die Psychotherapeutenschaft in Deutschland.

»Die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist ein brennendes Thema. Der Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung vor allem bei Kindern und Jugendlichen nimmt weiter deutlich zu. Junge Menschen warten durchschnittlich 28 lange Wochen auf einen Therapieplatz – diese Unterversorgung ist ein strukturelles Versagen. Nötig ist eine gezielte, separate Bedarfsplanung für Kinder und Jugendliche.”

Angesichts der Herausforderungen im Gesundheitssystem betonte Benecke: „Der finanzielle Spielraum für die Gesundheitspolitik war nie schwieriger als heute. Gemeinsam mit der Politik wollen wir den wachsenden Aufgaben gerecht werden, die Ressourcen optimal nutzen und das Beste für die Patient*innen erreichen.”

Als wegweisenden Erfolg bezeichnete Benecke die Entscheidung des Bundestags zum Datenschutz in der elektronischen Patientenakte (ePA). Auf gesetzlicher Basis bestehe nun keine Pflicht zur Befüllung der ePA, wenn dem gewichtige Gründe entgegenstehen, wie die Rechte Dritter, therapeutische Erwägungen oder gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung bei unter 15-Jährigen. Diese Regelung sei ein Meilenstein für den digitalen Datenschutz von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen.

Mit Blick auf die Weiterbildung ergebe sich seit dem letzten Deutschen Psychotherapeutentag im Mai in Leipzig kein gutes Bild, so Benecke. Zwar sei die gesetzliche Verankerung der teilweisen Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung für die Weiterbildungsambulanzen zu würdigen. Das aber reiche bei Weitem nicht aus, so Benecke. Die Profession werde weiterhin dafür kämpfen, dass die Finanzierung der Weiterbildung in Ambulanzen, Praxen, Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und Kliniken gesichert wird.

Zu den wichtigsten Themen, die im Verlauf des 47. Deutschen Psychotherapeutentages diskutiert werden, gehört die Digitale Agenda 2030. Dabei stehen vor allem die rasante Entwicklung der KI und deren ethische Einordnung im Fokus. Vor diesem Hintergrund referiert Prof. Dr. Susanne Schreiber von der Humboldt-Universität zu Berlin und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrates über „Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen aus ethischer Sicht“.

Weitere Themen sind die Präventionsstrategie der BPtK, die psychotherapeutische Weiterbildung, der Haushalt 2024 und 2026 sowie Berichte aus den Gremien, Satzungsfragen und Resolutionen.

Das Parlament der Psychotherapeut*innen tagt am 14. und 15. November in Berlin.

Patient*innen in der Psychiatrie brauchen mehr Psychotherapie

BPtK-Studie fordert höhere Mindestpersonalvorgaben und Bürokratieabbau

(BPtK) Obwohl die Mehrheit der psychiatrischen Kliniken die Mindestvorgaben der Personalausstattung für Psychotherapeut*innen erfüllt oder sogar übererfüllt, erhalten Patient*innen in der Erwachsenenpsychiatrie im Durchschnitt nur die Hälfte der vorgesehenen Einzelpsychotherapie pro Woche. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), in der die BPtK die öffentlich verfügbaren Routinedaten zur Personalausstattung und zum Leistungsgeschehen in der Psychiatrie ausgewertet hat. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sieht das Bild insgesamt besser aus: Doch auch hier werden mit durchschnittlich 90 Minuten Einzelpsychotherapie pro Woche die mindestens vorgesehenen 100 Minuten Einzeltherapie nicht erreicht.

»Mit 25 Minuten Einzelpsychotherapie pro Woche bleibt die stationäre Versorgung in der Erwachsenenpsychiatrie weit hinter der ambulanten Versorgung und dem Ziel der PPP-Richtlinie von mindestens 50 Minuten Einzelpsychotherapie pro Woche zurück“, konstatiert BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke. „Psychotherapie ist zentrales und unverzichtbares Behandlungsmittel bei psychischen Erkrankungen und muss in der stationären Versorgung deutlich intensiver sein. Neben ungeplanten Kurzkontakten und anderen Therapien kommt der Einzelpsychotherapie aufgrund der Akuität und Schwere der Erkrankungen, die stationär behandelt werden, ein besonders hoher Stellenwert zu“, so Benecke.

„Wir bringen die Themen von vor Ort ein“: Das Interview mit Daniel Fürstenberg, dem Vorsitzenden der ersten Kreipsychotherapeutenschaft in Ulm

(LPK BW) Am 1. Juli 2025 wurde in Ulm die erste Kreispsychotherapeutenschaft Baden-Württembergs gegründet. Damit hat die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt zur Stärkung der regionalen Selbstverwaltung ihrer Mitglieder unternommen. In der neu geschaffenen Struktur sollen Psychotherapeut*innen auf Kreisebene die Möglichkeit erhalten, sich besser zu vernetzen, gemeinsame Anliegen zu formulieren und die berufliche Interessenvertretung vor Ort aktiv mitzugestalten.

Zum Vorsitzenden der Kreipsychotherapeutenschaft Ulm wurde der Psychologische Psychotherapeut Daniel Fürstenberg gewählt, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Dominik Rotter die Aufbauarbeit in der Modellregion koordiniert. Im Gespräch mit uns berichtet er über seine Motivation, die Ziele der neuen Struktur und seine Pläne für die kommenden Monate.


I. Zur Person und Motivation

  1. Sie sind seit Juli 2025 Vorsitzender der ersten  Kreispsychotherapeutenschaft in Baden-Württemberg. Was hat Sie persönlich dazu bewogen, sich für dieses Amt zu bewerben?

Mich hat gereizt, von Anfang an mitzugestalten. Ich sehe täglich, wie wichtig Vernetzung und Austausch sind – nicht nur zwischen uns Kolleg*innen, sondern auch mit anderen im Gesundheitssystem. Und ehrlich gesagt: es war für mich eine Chance, Verantwortung zu übernehmen und etwas Neues aufzubauen, das uns allen langfristig nützt.

 

     2. Was sind Ihre Erwartungen an die KPS und welche Erfahrungen aus ihren bisherigen Tätigkeiten bringen Sie in die          neue Funktion Ihrer Meinung mit ein? 

Ich wünsche mir, dass die KPS zu einem Ort wird, wo wir unkompliziert ins Gespräch kommen und auch mal unterschiedliche Positionen nebeneinanderstehen dürfen. Ich bringe Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen mit – Praxis, Suchtberatung, Gremienarbeit. Das hat mir gezeigt: Brückenbauen ist manchmal wichtiger als lange Diskussionen.


II. Zur neuen Struktur der KPS Ulm

  1. Die KPS Ulm ist die erste Modellregion im Land. Welche Aufgaben, Funktionen vielleicht auch Chancen sehen Sie in dieser neuen Struktur? In welchem Verhältnis steht diese neue Struktur zu den Zuständigkeiten der LPK BW?

Die KPS ist für mich die regionale Ergänzung zur Arbeit der Landespsychotherapeutenkammer. Die Kammer setzt die großen Linien, wir bringen die Themen von vor Ort ein. Die Chance liegt darin, dass wir uns in Ulm und Umgebung besser vernetzen und gleichzeitig eine Anlaufstelle für andere Akteure sind – Verwaltung, Politik, Gesundheitswesen. Damit können wir unsere Stimme regional deutlicher hörbar machen.

 

  1. Welche Themen, Ziele und Schritte stehen aktuell und in der mittelfristigen Perspektive auf der Tagesordnung der neu gegründeten KSP? Wie sehen Sie Ihre Rolle als Vorsitzende bei der Umsetzung dieser Ziele?

Im Moment geht’s erst mal um die Basics: Leute zusammenbringen, Kommunikationswege finden, Strukturen schaffen. Mittelfristig wollen wir uns in lokale Gremien einbringen, also Gesundheitskonferenz, Suchtbeirat und ähnliche Runden. Als Vorsitzender der KPS Ulm sehe ich mich da eher als Moderator – zuhören, koordinieren, Impulse setzen.

 

  1. Sehen Sie schon jetzt bestimmte Hindernisse oder Herausforderungen, die der Umsetzung dieser Ziele deutlich erschweren oder im Weg stehen könnten?  Gibt es schon erste Ideen, diesen zu begegnen?

Die größte Hürde ist sicher die Zeit. Viele Kolleginnen sind schon mit Praxis oder Klinik voll ausgelastet. Wenn wir wollen, dass sich Leute engagieren, müssen die Wege einfach und praktikabel sein. Möglichkeiten wären zum Beispiel digitale Treffen – wenn das für Kolleginnen besser passt – oder klar umrissene Aufgaben, die nicht zu viel Extra-Arbeit machen. Und was die Sichtbarkeit angeht: die wird Schritt für Schritt wachsen, da braucht es einfach Geduld und Präsenz.

 

   6. Welche Erwartungen haben Sie an die Zusammenarbeit mit der Landespsychotherapeutenkammer und den lokalen      Gremien?

Von der Kammer wünsche ich mir gerade am Anfang enge Begleitung, auch mal ein offenes Ohr oder Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit. Und vor Ort hoffe ich auf offene Türen – dass wir als KPS ernst genommen werden und nicht noch lange erklären müssen, warum es uns überhaupt braucht.


IV. Persönlicher Abschluss

  1. Bei allem Engagement – bleibt da auch noch Zeit für Hobbys oder andere persönliche Interessen?

Wenn ich ehrlich bin: meine Familie steht klar an erster Stelle. Meine Frau, unsere Familie– das ist mein Anker. Nebenher finde ich Ausgleich in Musik (Klavier, Gesang), in Büchern, und ich reise gern. Auch mal kleine Auszeiten, die den Kopf wieder frei machen. Ich merke: das brauche ich, um das Engagement auf Dauer mit Freude machen zu können.

 

  1. Was möchten Sie Kolleg*innen mit auf den Weg geben, die sich für berufspolitische Aufgaben, wie z.B. die Arbeit in der KPS, interessieren und sich hier einbringen möchten?

Ich möchte einfach Mut machen. Berufspolitik klingt manchmal sperrig oder weit weg – aber am Ende geht es um ganz konkrete Arbeitsbedingungen, die uns alle betreffen. Man muss nicht gleich ein großes Amt übernehmen. Schon kleine Beiträge machen einen Unterschied. Und es macht Spaß zu erleben, wie vielfältig unsere Profession ist, wenn man zusammenkommt.

Deutscher Suchtkongress 2025: Stigmatisierung beenden, Versorgung erleichtern

BPtK fordert evidenzbasierte Suchtpolitik und niedrigschwelligen Zugang für Betroffene

(BPtK) Anlässlich des heutigen Deutschen Suchtkongresses 2025 in Berlin fordert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) mehr Engagement gegen die Stigmatisierung von Menschen mit Suchterkrankungen und eine konsequent evidenzbasierte Suchtpolitik.

»Suchterkrankungen sind keine Charakterschwäche, sondern komplexe Krankheiten. Die Stigmatisierung von Suchterkrankungen stellt eine der größten Barrieren beim Zugang zu einer wissenschaftlich fundierten Versorgung dar“, betont Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK, zum Auftakt der Veranstaltung.

»Viele suchen aus Scham oder Angst vor Ausgrenzung keine Hilfe. Die Stigmatisierung von Suchterkrankungen ist stärker ausgeprägt als bei anderen psychischen Erkrankungen und weit verbreitet“, so die BPtK-Präsidentin. „Nur wenn wir sie überwinden, können wir Betroffene möglichst frühzeitig erreichen.“

Mit der von führenden Verbänden getragenen Entstigmatisierungskampagne „Open Hearts – Open Minds“ wird dieses Thema in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatte gerückt. Die Kampagne fordert unter anderem einen vorurteilsfreien Umgang mit suchtkranken Menschen, eine faire mediale Darstellung des Themas Sucht und die Sichtbarkeit von Genesungsgeschichten.

»Zugleich müssen weiterhin bestehende Hürden in der psychotherapeutischen Versorgung dringend abgebaut werden“, fordert Dr. Benecke. Die Psychotherapie-Richtlinie verlangt bei Abhängigkeitserkrankungen nach wie vor den Nachweis von Abstinenz innerhalb einer bestimmten Frist. „Diese starre Regelung widerspricht dem Stand der Forschung und schließt insbesondere die Patient*innen von einer angemessenen Versorgung aus, die besonders schwer erkrankt sind. Stattdessen brauchen wir Regelungen, die einen niedrigschwelligen Zugang zur Versorgung ermöglichen und sich an individuellen Lebenslagen orientieren“, fordert Dr. Benecke.

Dass Psychotherapie bei Suchterkrankungen wirkt, ist wissenschaftlich gut belegt. Eine psychotherapeutische Behandlung reduziert das Risiko für Rückfälle, verbessert die Krankheitsbewältigung und steigert die Lebensqualität Betroffener nachhaltig.

Damit dies gelingt, müssen aber ausreichende Ressourcen bereitgestellt und die bisherige Suchtpolitik neu aufgestellt werden: mit einer effektiven Regulierung von Suchtstoffen, mit der Behebung vorhandener Hürden in der psychotherapeutischen Versorgung und mit einer konsequenten Entstigmatisierung von Suchterkrankungen in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Kreispsychotherapeutenschaften: Die nächste Modellregion ist der Stadtkreis Freiburg

(LPK BW) Nach einer erfolgreichen ersten konstituierenden Kreisversammlung in Ulm, besteht nun für die Mitglieder im Stadtkreis Freiburg die Möglichkeit, als zweite von fünf Modellregionen, eine Kreispsychotherapeutenschaft zu gründen.

Mit einem postalischen Infoschreiben werden alle beruflich aktiven Kammermitglieder mit einer Tätigkeit im Stadtkreis Freiburg bzw. alle nicht-mehr oder noch-nicht-wieder tätigen Kammermitglieder, die im Stadtkreis Freiburg wohnen, angeschrieben. 

Entsprechend noch ein wichtiger Hinweis in dieser Sache:

Alle Psychotherapeut*innen, die nach den oben genannten Angaben beitrittsberechtigt sind, aber ihre aktuellen Kontaktdaten (Adresse) der Kammer nicht gemeldet haben, sollten dies entsprechend nachholen. 

Sollten Sie Ihren Beruf in verschiedenen Stadt- bzw. Landkreisen ausüben, so ist die Mitgliedschaft in der Kreispsychotherapeutenschaft Freiburg nur dann möglich, wenn in Freiburg Ihr Haupttätigkeitsschwerpunkt liegt.

Aufbau von Netzverbünden für die Versorgung schwer psychisch kranker Menschen wird erleichtert

BPtK begrüßt Änderungen der Richtlinie zur ambulanten Komplexbehandlung

(BPtK) „Psychotherapeut*innen mit reduziertem Versorgungsauftrag können künftig gleichberechtigt an der ambulanten Versorgung von schwer psychisch erkrankten Patient*innen mitwirken“, konstatiert Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), angesichts der gestrigen Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). „Mit den beschlossenen Änderungen der KSVPsych-Richtlinie räumt der G-BA einige Barrieren beiseite, die bislang den Aufbau von Netzverbünden und die Entwicklung des neuen Versorgungsangebots der ambulanten Komplexbehandlung ausgebremst haben.“ Rund zwei Drittel der Vertragspsychotherapeut*innen verfügen über einen hälftigen Versorgungsauftrag und durften bislang für ihre Patient*innen nicht die Aufgaben der Bezugspsychotherapeut*in übernehmen, die die gesamte Behandlung plant und koordiniert.

Darüber hinaus können Psychotherapeut*innen künftig bei allen Patientengruppen die Aufgaben als Bezugspsychotherapeut*in übernehmen, auch für Patient*innen, die wegen somatischer Komorbiditäten einer kontinuierlichen fachärztlichen Behandlung oder Überwachung bedürfen oder deren psychopharmakologische Behandlung regelmäßigen Anpassungen unterliegt. Voraussetzung dafür ist die regelmäßige Einbeziehung der geeigneten Fachärzt*in in die Behandlung. „Dies stärkt sowohl die Patientenautonomie bei der Wahl der Bezugspsychotherapeut*in bzw. -ärztin als auch die gleichberechtigte Kooperation zwischen Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen“, erläutert BPtK-Präsidentin Benecke.

Eine weitere Erleichterung betrifft die herabgesetzte Mindestgröße von Netzverbünden. Künftig sind nur noch sechs statt bisher zehn Psychotherapeut*innen oder Fachärzt*innen vorgeschrieben. Auch die Anforderungen an die Kooperation mit Krankenhäusern wurden flexibilisiert, insbesondere für den Fall, dass sich kein pflichtversorgendes Krankenhaus zur Kooperation bereitfindet. In Ausnahmefällen kann künftig ein Netzverbund auch ohne kooperierendes Krankenhaus eine auf zwei Jahre befristete Genehmigung erhalten.

»Die beschlossenen Änderungen können einen Beitrag dazu leisten, dass der Aufbau dieses neuen Versorgungsangebotes für schwer psychisch erkrankte Patient*innen an Fahrt aufnimmt und auch in ländlicheren Regionen ermöglicht wird“, so Benecke. „Unverständlich dagegen ist, dass die Rolle der Psychotherapeut*innen bei der differenzialdiagnostischen Abklärung weiterhin nicht adäquat abgebildet wird“, kritisiert Benecke. „Diese Aufgabe allein den fachärztlichen Kolleg*innen zuzuordnen, ignoriert die fachlichen Kompetenzen der Psychotherapeut*innen, führt zu Doppeluntersuchungen und untergräbt die gebotene interprofessionelle Kooperation auf Augenhöhe. Hier sollte der G-BA dringend nachbessern.“

Direktzugang zur Psychotherapie statt eines starren Primärarztmodells

BPtK setzt auf Patientensteuerung durch die psychotherapeutische Sprechstunde

(BPtK) Hilfe bei psychischen Leiden verpflichtend erst nach einem Hausarzttermin? Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) lehnt dies ab und begründet in einem heute veröffentlichten Positionspapier, warum für Menschen mit psychischen Erkrankungen der Direktzugang zur psychotherapeutischen Sprechstunde erhalten bleiben muss.

»Mit Einführung der psychotherapeutischen Sprechstunde im April 2017 ist es gelungen, für Patient*innen einen niedrigschwelligen Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung zu schaffen und sie nach Dringlichkeit und Schwere in die geeigneten Versorgungsangebote zu steuern“, konstatiert BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke. „Ein obligatorisch vorgeschalteter Hausarztbesuch, wie er derzeit im Gespräch ist, würde sowohl unnötige Doppelstrukturen schaffen, Wartezeiten verlängern und zusätzliche Kosten verursachen als auch die bewährte Steuerung durch die psychotherapeutische Sprechstunde aushebeln.“

Die psychotherapeutische Sprechstunde sichert eine effiziente, niedrigschwellige und patientenorientierte Abklärung der psychischen Beschwerden und eine Vermittlung in das passende Versorgungsangebot – von Beratungs- und Präventionsangeboten, über Akutbehandlung, Einzel- und Gruppenpsychotherapie, ärztliche Mitbehandlung, Verordnung ergänzender Behandlungen, wie zum Beispiel Ergotherapie, Soziotherapie oder Digitale Gesundheitsanwendungen, bis hin zu Reha und Krankenhausbehandlung.

Aus Sicht der BPtK sprechen zehn Gründe für die Beibehaltung des Direktzugangs zur Psychotherapie:

  1. Hilfesuchende nutzen den Direktzugang in die psychotherapeutische Sprechstunde.
  2. Ein starres Primärarztmodell erschwert für viele Menschen mit psychischen Erkrankungen den Weg in die Psychotherapie und erhöht Wartezeiten.
  3. Die psychotherapeutische Sprechstunde zur Patientensteuerung funktioniert heute passgenau.
  4. Ein Primärarztmodell kann die Effizienz in der Psychotherapie nicht erhöhen.
  5. Ein Primärarztsystem hat zum Ziel, dass mehr Fälle hausärztlich versorgt werden. Aber: Das kann die Psychotherapie regulär nicht umfassen.
  6. Gerade Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen brauchen einen niedrigschwelligen und schnellen Zugang zu psychotherapeutischer Hilfe.
  7. Ein starres Primärarztmodell würde die Qualität der Patientensteuerung in die Psychotherapie verschlechtern.
  8. Die Option des Direktzugangs in die psychotherapeutische Sprechstunde unterstützt eine sozial faire Versorgung.
  9. Wir wollen die erfolgreiche psychotherapeutische Steuerung weiterentwickeln.
  10. Psychotherapeutische Praxen arbeiten schon heute gut und patientenorientiert mit hausärztlichen- und kinderärztlichen Praxen zusammen. Um diese Kooperation weiter zu verbessern, sind Schnittstellen zu optimieren.

Die ausführlichen Begründungen können unten im Positionspapier nachgelesen werden.

Zahl der zugelassenen Weiterbildungsstätten wächst kontinuierlich

(LPK BW) Die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg freut sich über die stetig zunehmende Zahl an Weiterbildungsstätten, die in den vergangenen Monaten zugelassen bzw. in das öffentlich zugängliche Verzeichnis aufgenommen werden konnten. 

Die Umsetzung der neuen Weiterbildungsordnung für Psychotherapeutinnen / Psychotherapeuten nimmt weiter Fahrt auf. 

Mit großem Engagement begleiten wir die Einrichtungen im Zulassungsverfahren und stehen beratend zur Seite. Auch in den kommenden Monaten rechnen wir mit weiteren Zulassungen. 

Das Weiterbildungsstätten-Verzeichnis ist auf der Kammer-Homepage unter der Rubrik „Weiterbildung – Psychotherapeut*innen – Verzeichnisse Weiterbildungsstätten“ zu finden. 

https://entwicklung.lpk-bw.de/aus-fort-weiterbildung/weiterbildung/weiterbildung-psychotherapeutinnen/verzeichnisse-0

 

 

Sommerempfang der Heilberufekammern und KVen am 9. Juli 2025

(LPK BW) Am 9. Juli 2025 fand der diesjährige Sommerempfang der Heilberufekammern und der Kassenärztlichen Vereinigungen im Garten der KVBW in Stuttgart statt. Die Veranstaltung brachte erneut zahlreiche hochrangige Gäste aus den Bereichen Gesundheitspolitik, Standesvertretungen und Versorgung zusammen. Das Treffen dient traditionell dem Austausch und der Förderung der sektorenübergreifenden Vernetzung im baden-württembergischen Gesundheitswesen.

Die Gastgeberin, Dr. Doris Reinhardt (KVBW), eröffnete den Sommerempfang mit einer Begrüßungsrede, in der sie die Rolle der Selbstverwaltung in einem krisenfesten und zukunftsorientierten Gesundheitssystem hervorhob. Sie betonte die Notwendigkeit, berufsübergreifend zusammenzuarbeiten, um nachhaltige Versorgungsstrukturen für die Menschen im Land sicherzustellen.

Auch Sozial- und Gesundheitsminister Manfred Lucha war anwesend und wandte sich mit einem Grußwort an die Gäste. In seiner Ansprache würdigte er die kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Heilberufekammern und KVen als verlässliche Partner der Landesregierung. Er betonte die Bedeutung gemeinsamer Strategien zur Sicherung der Versorgung und stellte dabei das Wohl der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt.