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Prävention psychischer Erkrankungen im Kindesalter wichtig

RKI-Bericht zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

(BPtK) Etwa jedes sechste Kind in Deutschland ist psychisch auffällig. Kinder, die Opfer von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung geworden sind, haben zum Beispiel ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken. Dagegen schützen ein enger familiärer Zusammenhalt sowie ein stabiles schulisches Umfeld Kinder davor, psychisch zu erkranken. Mit den Schutzfaktoren sinkt das Risiko für das Auftreten psychischer Auffälligkeiten, auch bei Kindern und Jugendlichen mit einer hohen Zahl an Risikofaktoren. Das ist ein Ergebnis des Schwerpunktberichts des Robert Koch-Instituts zur psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter. Für den Bericht wurden vor allem die bevölkerungsrepräsentativen Daten der KiGGS-Studie im Zeitraum 2003 bis 2017 analysiert.

Basierend auf den Ergebnissen hat das RKI Handlungsempfehlungen zur Prävention psychischer Erkrankungen formuliert. Hierzu gehören:

In der Familie:

  • Elternkompetenz stärken durch Elterntrainings sowie Erziehungs- und Familienberatung,
  • aufsuchende Familienhilfe durch intensive Beratung und Begleitung in der Familie,
  • Entwicklung einer Informationsstrategie, um Eltern zum Thema psychische Gesundheit aufzuklären.

In der Schule:

  • Stärkung emotionaler und sozialer Fähigkeiten der Schüler*innen,
  • Entwicklung von Programmen zur Stärkung der psychischen Gesundheitskompetenz aller schulischen Akteur*innen.

In der Kita:

  • Qualifizierung der Erzieher*innen zur Förderung sozialer und emotionaler Kompetenzen der betreuten Kinder,
  • Qualifizierung von Erzieher*innen zum Erkennen von Risikofaktoren sowie die Stärkung der Kommunikationskompetenz für Elterngespräche.

In der Kommune:

  • Bereitstellung sozial nachhaltigen, familiengeeigneten Wohnraums und eines qualitativ hochwertigen Lebensumfelds (unter anderem ausreichende Spiel- und Grünflächen),
  • Etablierung quartiers- oder stadtteilbezogener Peer-Projekte, in denen zum Beispiel Eltern oder Jugendliche Gesundheitsinformationen vermitteln,
  • Etablierung von Lots*innen, die Angebote zur Prävention psychischer Erkrankungen erklären und vermitteln.

„Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen sind Expert*innen für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ihr Wissen und ihre Erfahrung sollte bei der Prävention psychischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter einbezogen werden“, fordert Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Der RKI-Bericht informiert auch über die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems wegen psychischer Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen. Aussagen über die Inanspruchnahme von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen konnten im RKI-Bericht jedoch nicht gemacht werden, da diese in dem Fragebogen nicht aufgeführt waren. Stattdessen wurden „Psycholog*innen“ und „Psychologische Psychotherapeut*innen“ gemeinsam in einer Frage berücksichtigt. „Die BPtK bedauert es, dass das RKI eine wesentliche Berufsgruppe, die im deutschen Gesundheitssystem psychisch kranke Kinder und Jugendliche behandelt, nicht berücksichtigt hat“, stellt Munz fest. „Wir würden uns freuen, wenn das RKI dies in zukünftigen Befragungen korrigiert.“

Cannabis-Legalisierung richtig, Gesundheitsschutz noch stärken

BPtK begrüßt Eckpunkte des Bundesgesundheitsministeriums

(BPtK) Cannabis ist nicht harmlos: Es kann, anders als früher angenommen, auch körperlich abhängig machen und birgt insbesondere das Risiko, an einer Psychose zu erkranken. Die bisherige Verbotspolitik ist jedoch gescheitert. Mehr als jede vierte Deutsche* hat schon mindestens einmal im Leben Cannabis als Rauschmittel genutzt. Jede zweite junge Erwachsene* (46,4 %) und jede zehnte Jugendliche* (10,4 %) hat dieses Rauschmittel schon einmal ausprobiert. Der Gebrauch von Cannabis nimmt seit Jahrzehnten zu – trotz Verbot und Strafen. Deshalb begrüßt die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) die Eckpunkte des Bundesgesundheitsministeriums, nach denen Cannabisgebrauch ab dem 18. Lebensjahr legalisiert wird.

„Ein legaler Verkauf ist besser als ein unkontrollierter Schwarzmarkt und ermöglicht erst einen ausreichenden Gesundheits- und Jugendschutz“, erklärt BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz. „Insbesondere ist ein Mindestalter von 18 Jahren unbedingt notwendig.“ Eine legale Abgabe von 20 bis 30 Gramm stellt einen guten Kompromiss dar, und verleitet nicht zum exzessiven Konsum. Ein Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen wird schwer zu kontrollieren sein. Eine Höchstgrenze für den THC-Gehalt, der stärksten psychoaktiven Substanz des Cannabis, ist notwendig. Ein Verbot synthetischer Cannabinoide ist sehr wichtig, da hier die Gesundheitsgefahren am größten sind. Ein Verbot von mit THC-versetzten Nahrungsmitteln muss gesetzlich geregelt werden. Die Erfahrungen aus USA und Kanada zeigen, dass es zum Beispiel durch THC-Gummibärchen vermehrt zu versehentlichen Vergiftungen und Cannabisnotfällen kommen kann.

BPtK: Gesundheitsschutz weiter stärken

Die BPtK plädiert aber dafür, den Gesundheitsschutz noch weiter zu stärken. Dazu gehören:

  • Aufklärungs- und Anti-Stigma-Kampagnen zu Suchterkrankungen,
  • verpflichtende Aufklärungsprogramme zu Drogen an Schulen ab der sechsten Jahrgangsstufe,
  • Screening zur besseren Früherkennung von Drogenmissbrauch,
  • Suchtberatung als verpflichtendes Leistungsangebot der Kommunen,
  • ambulante Psychotherapie bei Suchterkrankungen ohne Einschränkungen ermöglichen,
  • Rehabilitationseinrichtungen zur Behandlung von Suchterkrankungen besser finanzieren,
  • spezielle Behandlungsangebote für suchtkranke Kinder und Jugendliche schaffen,
  • Therapie- und Versorgungsforschung bei Suchterkrankungen ausbauen.

Mehr als 1,8 Millionen Schüler*innen sind Opfer von Cyber-Mobbing

Aktuelle Studie des Bündnisses gegen Cyber-Mobbing mit der TK

(BPtK) Fast jedes fünfte Kind und jede fünfte Jugendliche* (17 Prozent) wurden schon im Internet oder in den sozialen Medien gemobbt. 2017 lag der Anteil noch bei 13 Prozent. Damit ist Cyber-Mobbing zu einem zunehmenden und dauerhaften Problem an Schulen und im privaten Umfeld von Kindern und Jugendlichen geworden. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Cyberlive IV – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern“, die das Bündnis gegen Cyber-Mobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) veröffentlicht hat. Die Corona-Pandemie hat das Problem noch verschärft. So gaben 65 Prozent der Schüler*innen an, dass Cyber-Mobbing während der Corona-Pandemie zugenommen hat.

Cyber-Mobbing kann die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen massiv gefährden: Mehr als die Hälfte fühlte sich verletzt. 15 Prozent hatten deshalb schon zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen und fast jede vierte Gemobbte* äußerte Suizidgedanken (24 Prozent).

„Präventionsangebote gegen Cyber-Mobbing an Schulen müssen ausgebaut werden“, fordert Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Außerdem müssen Lehrer*innen und Eltern stärker darüber informiert werden, wie sie damit umgehen können, wenn ihr Kind Opfer von Cyber-Mobbing geworden ist“. Die BPtK hat in ihrem Elternratgeber „Internet“ Informationen über Cyber-Mobbing und Tipps für Eltern zusammengestellt: https://www.elternratgeber-internet.de/schwerpunkte/cyber-mobbing/.

Soziale Ungleichheit mindern, psychische Gesundheit von Kindern stärken

Kinder-Gesundheitsbericht 2022

(BPtK) Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass sich durch Krisen soziale Ungleichheiten verschärfen und insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche psychisch gefährdet werden können. Deshalb bedarf es einer „nachhaltigen gesamtgesellschaftlichen Strategie“, um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu stärken und insbesondere Kinder aus Familien mit geringen sozioökonomischen Ressourcen besser zu schützen. Dies ist ein Ergebnis des Kinder-Gesundheitsberichts 2022 der Stiftung Kindergesundheit anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens.

Die Stiftung empfiehlt verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen:

  • Wartezeiten auf eine Psychotherapie verkürzen: durch die zeitweise Einbeziehung von Privatpraxen und in Kliniken tätiger Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen und Kinder- und Jugendpsychiater*innen,
  • dauerhafte Förderung psychotherapeutischer und psychiatrischer Angebote, die niedrigschwellig an Schulen angebunden sind, sowie Angebote der Jugendhilfe in besonders belasteten Wohnquartieren und
  • Schulfach „Gesundheit“ einführen, um die Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und auch das Risiko für psychische Erkrankungen zu verringern.

Die Expert*innen betonen auch, dass die Sozial- und Gesundheitspolitik mehr Anstrengungen unternehmen muss, um die soziale Ungleichheit der Kindergesundheit in Deutschland abzubauen. Hierzu schlägt die Stiftung vor:

  • Kinderarmut nachhaltig verringern,
  • einen Nationalen Aktionsplan „Kindergesundheit“ mit dem Fokus auf soziale Ungleichheit etablieren und
  • verhältnispräventive Maßnahmen zur Gesundheitsförderung durch Angebote in den Lebenswelten wie Kita und Schule stärken, insbesondere mit Fokus auf Hochrisikogruppen.

Neben Empfehlungen zur Stärkung der psychischen Gesundheit enthält der Bericht in elf Kapiteln auch Informationen und Empfehlungen zu weiteren Bereichen der Kindergesundheit, wie Mediennutzung, Ernährung und Übergewicht, Bewegungsaktivität und Bewegungsmangel, Kinder mit seltenen Erkrankungen sowie Klimawandel und Kindergesundheit.

Gesprächsführung mit extrem Rechten

Fortbildungsangebot der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ e.V.

(LPK BW) Die BAG hat uns gebeten, über das Fortbildungsangebot zu informieren. Hier das Schreiben der BAG im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg*innen,

wir, die Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ e.V., bieten schon seit mehreren Jahren Fortbildungen für Fachkräfte und Personen, die in ihrem beruflichen oder privaten Umfeld mit extrem rechten oder rechtsaffinen Menschen konfrontiert sind. Als Dachverband zivilgesellschaftlicher Ausstiegsberatungen aus der extremen Rechten helfen wir Menschen dabei, rechte Einstellungsmuster erkennen zu können und angemessen auf diese zu reagieren, um Ausstiegsprozesse anzuregen und die Distanzierung von menschenfeindlichen Einstellungsmustern zu fördern.

Auch in der psychotherapeutischen Behandlung können Arbeit und die Beziehung zum*zur Klient*in durch menschenverachtende Einstellungen belastet werden. Deswegen bieten wir eine spezielle Fortbildung für Psychotherapeut*innen an, in der wir Wissen über Funktionsweisen und Hinwendungsmotive zur extrem Rechten, sowie Methoden der distanzierungsorientierten Gesprächsführung vermitteln. Die digitale Fortbildung soll vom 01. – 03.11.2022 stattfinden. Die Teilnahmegebühr beträgt 70€ und die Anmeldung ist bis zum 21.10. möglich. Derzeit sind noch Restplätze verfügbar.

Im Anhang finden Sie sowohl einen Flyer zu menschenverachtenden Einstellungen in der Psychotherapie als auch zu unserem Fortbildungsangebot zur distanzierungsorientierten Gesprächsführung. Bei Rückfragen stehen ich und meine Kolleg*innen ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Hannes Müller

Geschäftsstelle Bundesarbeitsgemeinschaft „Ausstieg zum Einstieg“ e.V.

Carl-Zeiss-Platz 3, 07743 Jena

www.bag-ausstieg.de

 

Alkohol verursacht mehr als 20.000 Krebsfälle pro Jahr

Alkoholatlas 2022 veröffentlicht

(BPtK) Durch Alkohol werden schätzungsweise pro Jahr mehr als 20.000 neue Krebserkrankungen und 8.000 Krebstodesfälle verursacht. Besonders häufig sind Darmkrebs bei Männern und Brustkrebs bei Frauen, die jeweils fast 60 Prozent aller alkoholbedingten Krebs-Neuerkrankungen ausmachen. Insgesamt sterben jährlich über 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen ihres Alkohol-Gebrauchs. Das sind zentrale Befunde des Alkoholatlas 2022, der vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg herausgegeben wurde. Als Zellgift, das den gesamten Körper angreift, gefährdet Alkohol stark die Gesundheit: Mehr als 200 Krankheiten werden mit Alkoholkonsum in Zusammenhang gebracht. Dazu gehören neben Schädigungen des Gehirns oder Nervensystems vor allem Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.

Deutschland gilt dabei als Hoch-Konsumland: Rund zwei Drittel aller Erwachsenen und ein Drittel der Jugendlichen hatte 2021 in den 30 Tagen vor der Befragung Alkohol getrunken, Männer vor allem Bier (70,7 %), Frauen am häufigsten Wein (58,2 %). Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 5,6 Litern Reinalkohol hat die deutsche Bevölkerung den vierthöchsten Bierkonsum in Europa. 16 Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen trinken Alkohol in riskanten Mengen, das heißt Frauen mehr als zehn Gramm Reinalkohol pro Tag und Männer mehr als 20 Gramm Reinalkohol pro Tag. Je höher das Bildungsniveau, umso häufiger und mehr wird getrunken: Die Anzahl der Menschen mit hoher Bildung, die wöchentlich trinken, ist in etwa doppelt so hoch wie die Anzahl der Menschen mit geringer Bildung. Das Trinken riskanter Mengen Alkohol tritt bei einem hohen Bildungsgrad 1,5- (Männer) bis 2-fach (Frauen) häufiger auf als bei einem niedrigen Bildungsabschluss. Rauschtrinken, also das Trinken von mehr als vier (Frauen) oder fünf (Männer) Gläsern Alkohol hintereinander, ist am häufigsten bei jungen Menschen zwischen 18 bis 25 Jahren. Im Jahr 2021 hat sich in dieser Altersgruppe jede Dritte* im Monat vor der Befragung einen Rausch angetrunken.

Die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen des hohen Alkohol-Gebrauchs sind gravierend: Pro Jahr fallen aufgrund des schädlichen Konsums rund 57 Milliarden Euro an direkten (z. B. Krankheitskosten) und indirekten (z. B. Arbeitsunfähigkeit) Kosten an. Denen stehen lediglich Einnahmen von 3,2 Milliarden Euro durch die Besteuerung von Alkohol gegenüber. Jede zehnte Straftat und jeder zwanzigste Verkehrsunfall mit Personenschaden erfolgt unter Alkoholeinfluss.

Gegen die negativen Folgen des Alkoholkonsums wird in Deutschland bislang zu wenig getan: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zählen Deutschland zu einem der Länder, das dringend verhältnispräventive Maßnahmen zur Verringerung des riskanten Alkoholkonsums ausbauen sollte. Dieser Einschätzung schließen sich auch die Autor*innen des Alkoholatlas 2022 an: Sie fordern eine erhöhte Alkoholsteuer, ein Mindestalter von 18 Jahren für den Erwerb aller alkoholischen Getränke sowie eine Beschränkung der Bewerbung und Verfügbarkeit von alkoholischen Getränken

Sozial benachteiligte Kinder leiden besonders unter der Corona-Pandemie

DAK-Präventionsradar zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Schuljahr 2021/2022

(BPtK) Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus leiden besonders unter der Corona-Pandemie. Ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden haben sich in den vergangenen zwei Jahren besonders verschlechtert. Dies sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen DAK-Präventionsradars, für den deutschlandweit 18.000 Schüler*innen der Jahrgangsstufen 5 bis 10 befragt wurden.

Insgesamt berichteten Schulkinder in hohem Ausmaß von den negativen Auswirkungen der Pandemie auf ihre psychische und körperlicher Gesundheit. Bei 40 Prozent der Mädchen und 27 Prozent der Jungen sank die Lebenszufriedenheit. Bei 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus verringerte sich die Lebensqualität. Ungefähr die Hälfte der befragten Schulkinder berichtete zudem von einem geringeren psychischen Wohlbefinden (61 % der Mädchen, 40 % der Jungen). Bei niedrigem Sozialstatus betrug dieser Anteil 67 Prozent, bei Mädchen sogar 86 Prozent. Mehr als ein Drittel der Schulkinder (39 %) hat sich wegen der Pandemie außerdem häufiger einsam gefühlt. Insgesamt erlebten 84 Prozent der Kinder und Jugendlichen Einsamkeit aufgrund der Pandemie.

Schulkinder gaben an, dass sie mindestens wöchentlich unter Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen (24,2 %) leiden. Auch hier lag der Anteil mit niedrigem Sozialstatus mit 37,9 Prozent deutlich höher. Bei ihnen ist dieser Anteil in den vergangenen zwei Jahren um fast 50 Prozent gestiegen (+ 47,5 %). Insgesamt haben die Schmerzen bei Schulkindern im Vergleich zu vor der Pandemie um fast ein Drittel zugenommen (+ 30,1 %).

„Kinder und Jugendliche leiden besonders unter der Vielzahl an Krisen, die heute ihr Leben prägen“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, fest. „Klimakollaps, lebensgefährliche Viren, Krieg in Europa und unbezahlbare Lebensmittel- und Gaspreise lassen ihre Zukunft unkontrollierbar erscheinen. Das Leben von Kindern und Jugendlichen ist wie lange nicht mehr durch Unsicherheit und Hilflosigkeit bestimmt.“

Psychische Erkrankungen schädigen das Herz

Erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen durch Depressionen, Angststörungen und Stress

(BPtK) Psychische Erkrankungen schädigen das Herz. Jede fünfte Beschäftigte* in Deutschland hat ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen aufgrund von Depressionen, Angststörungen oder arbeitsbedingtem Stress. Dies betrifft rund 8,6 Millionen Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt der DAK-Gesundheitsreport 2022, für den Daten von 2,4 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet und über 7.000 Versicherte vom Forsa-Institut befragt wurden.

Insbesondere Depressionen steigern das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung deutlich (+ 50 %). Sie sind damit ein höherer Risikofaktor als Übergewicht oder erhöhtes Cholesterin. Psychische Erkrankungen sowie Übergewicht oder Rauchen verstärken sich dabei gegenseitig. Knapp 30 Prozent der psychisch belasteten Beschäftigten raucht oder ist übergewichtig, deutlich mehr als Erwerbstätige ohne psychische Belastung (in etwa je 20 %).

Der Gesundheitsreport weist auch darauf hin, dass Beschäftigte nur selten präventive Angebote zur Vermeidung von Herzerkrankungen nutzen: Nur rund die Hälfte aller Beschäftigten über 35 Jahre nimmt an einer ärztlichen Kontrolluntersuchung zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen teil. Von den Erwerbstätigen mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen erhalten nur 41 Prozent ein passendes Angebot zur Gesundheitsförderung vom Arbeitgeber und lediglich 15 Prozent nehmen an Präventionsangeboten der Krankenkassen teil.

Gemeinsam stark! – eine Workshopkonferenz

Allianz gegen Gewalt und Vernachlässigung und deren Folgen

(LPK BW) Aktuelle Studienergebnisse und Erfahrungsberichte aus dem Kinder- und Jugendschutz sowie der Familienhilfe unterstreichen, was bereits vor dem Beginn der Pandemie deutlich war: Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend geht alle etwas an.

Darum haben sich sieben Forschungsverbünde in einem vom BMBF geförderten Netzwerk zusammengeschlossen und forschen seit 2019 an deutschlandweit insgesamt 30 universitären und außeruniversitären Einrichtungen zu dem Thema „Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend“. Ein Fokus der Forschungsarbeit liegt auf der Entwicklung und Evaluation neuer, evidenzbasierter Behandlungs- und Präventionsmethoden.

Um die Vernetzung der Forschungsarbeit mit den praktisch tätigen Berufsgruppen, den Betroffenen und auch den politischen Entscheidungsträger:innen zu stärken, findet am 13. September 2022 in Berlin die interdisziplinäre Workshopkonferenz „Gemeinsam stark! Allianz gegen Gewalt und Vernachlässigung und deren Folgen“ statt. Hierzu sind Betroffene, Expert:innen und Fachleute herzlich eingeladen, um in unterschiedlichen praxisnahen Formaten (Workshops, Zukunftswerkstätten, Open Space) zusammen zu kommen, sich auszutauschen, und voneinander zu lernen. Das Ziel ist es, die Unterstützung für Betroffene durch bessere Zusammenarbeit effizienter zu gestalten, mögliche Maßnahmen dafür zu formulieren und schließlich eine nachhaltige „Allianz gegen Gewalt“ zu etablieren.

Sexuellen Missbrauch an Kindern verhindern – Versorgung verbessern

Nationaler Rat legt „Gemeinsame Verständigung“ vor

(BPtK) Der Nationale Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat am 29. Juni 2021 Maßnahmen vorgelegt, um den Schutz und die Hilfen bei sexualisierter Gewalt und Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Kernaspekte sind der Ausbau von Schutzkonzepten und deren konsequente Anwendung, die Weiterentwicklung der Hilfen, auch der psychotherapeutischen Versorgung, sowie deren Vernetzung, die kindgerechte Ausgestaltung gerichtlicher Verfahren, der Schutz vor Ausbeutung und Menschenhandel und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit sowie die Förderung der Forschung in diesem Themenfeld. „Die gemeinsame Verständigung ist eine wichtige Bestandsaufnahme von Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt an Kindern. Jetzt kommt es darauf an, dass die Maßnahmen in der nächsten Legislatur auch tatsächlich umgesetzt werden“, fordert Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).

Im Dezember 2019 hatten der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und das Bundesfamilienministerium den Nationalen Rat einberufen, um eine Verständigung auf konkrete Verbesserungen bei Prävention, Intervention, Hilfen und Forschung zu erreichen. Dem Nationalen Rat gehören Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft, Betroffene sowie Verantwortliche aus der Zivilgesellschaft und der Fachpraxis an. Das Gremium umfasst insgesamt etwa 300 Mitwirkende. Die BPtK hat in der thematischen Arbeitsgruppe „Hilfen“ mitgearbeitet.

Eine besondere Würdigung erhielt der Nationale Rat am 30. Juni 2021 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dieser hat Bundesfamilienministerin Lambrecht und den Unabhängigen Beauftragten Rörig gemeinsam mit Mitgliedern des Nationalen Rates, darunter auch mitwirkende Betroffene, zu einem Gespräch ins Schloss Bellevue eingeladen.