Schlagwortarchiv für: Prävention

Psychische Gesundheit von Menschen mit geistiger Behinderung stärken

BPtK anlässlich der Eröffnung der Special Olympics World Games

(BPtK) »Wir wollen Menschen mit geistiger Behinderung in ihrer Gesundheitskompetenz und im Umgang mit Stress und psychischen Belastungen stärken“, erklärt Dr. Andrea Benecke anlässlich der Eröffnung der Special Olympics World Games am 17. Juni 2023 in Berlin. „Als Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) wollen wir einen konkreten Beitrag dazu leisten, die psychische Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung zu verbessern.“ Die BPtK ist seit 2018 Kooperationspartnerin des Gesundheitsprogramms Healthy Athletes®, das das Sportgroßereignis für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung begleitet.

Als weltweit größte inklusive Sportveranstaltung finden die Special Olympics World Games in diesem Jahr erstmalig in Deutschland statt. Mehr als 7.000 Athlet*innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung treten vom 17. bis 25. Juni in 26 Sportarten miteinander an. Während der Sportwettbewerbe stehen kostenlose Beratungen und Untersuchungen in verschiedenen Gesundheitsbereichen zur Verfügung. Ziel des Moduls „Strong Minds – Innere Stärke“ aus dem Gesundheitsprogramm Healthy Athletes® ist es, die psychische Gesundheit der teilnehmenden Athlet*innen zu stärken und sie zu einem kompetenten Umgang mit Stress- und Belastungssituation zu befähigen.

»Wir wollen damit auch einen Beitrag leisten, den Zugang zu Präventionsangeboten für die psychische Gesundheit und einer guten psychotherapeutischen Versorgung zu verbessern. Menschen mit geistigen Behinderungen haben ein erhöhtes Risiko für psychische Belastungen und die Entwicklung psychischer Erkrankungen. Doch der Zugang zu professioneller Hilfe gestaltet sich für sie häufig noch als besonders schwierig“, betont BPtK-Vorstandsmitglied Cornelia Metge anlässlich der Eröffnung des Gesundheitsprogramms. „Unsere Versorgung ist häufig noch viel zu wenig auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten. Auch wir Psychotherapeut*innen müssen uns diesen Herausforderungen stellen.“

Die Weltspiele sind ein positives Beispiel dafür, wie über den gemeinsamen Sport Inklusion, gesellschaftliche Teilhabe und Sichtbarkeit gelingen kann. „Auch wir Psychotherapeut*innen nehmen durch die vielen persönlichen Begegnungen und Erlebnisse wichtige Eindrücke und Erfahrungen mit in unseren psychotherapeutischen Alltag“, erläutert Metge. „Den vielen sportbegeisterten Menschen aus aller Welt, die sich in dieser Woche in Berlin versammelt haben, wünsche ich viel Freude und Erfolg bei ihren Wettkämpfen und ganz viel Spaß bei den Special Olympics Weltspielen 2023 in Berlin!“

Hitze als zunehmende Gefahr für die psychische Gesundheit

BPtK veröffentlicht Musterhitzeschutzplan für psychotherapeutische Praxen

(BPtK) Anlässlich des heutigen bundesweiten Hitzeaktionstags hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) gemeinsam mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. und den Psychologists/Psychotherapists for Future e.V. einen Musterhitzeschutzplan für ambulante psychotherapeutische Praxen entwickelt. Dieser Musterhitzeschutzplan soll Inhaber*innen einer psychotherapeutischen Praxis als Hilfestellung dienen, Hitzegefahren für Patient*innen und Praxis-Mitarbeiter*innen während der Sommermonate zu reduzieren.

„Hitze bedroht die Psyche auf direkte Weise, indem sich psychische Symptome während Hitzewellen verschlimmern oder neu auftreten können“, erklärt Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK. „Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen professionelle Unterstützung dabei, wie sie in den heißen Sommermonaten bestmöglich auf ihre psychische Gesundheit achten können.“

„Mit dem Musterhitzeschutzplan wollen wir unsere psychotherapeutischen Kolleg*innen nicht nur für die Bedeutung des Schutzes von Patient*innen und Praxispersonal sensibilisieren, sondern ihnen auch praktische Hinweise an die Hand geben, was hierbei vor Ort zu beachten ist“, sagt Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK. „Der Hitzeschutz in den Praxen ist dabei nur ein Baustein im Umgang mit Hitzeperioden. Er unterstreicht die Notwendigkeit von umfassenden und wirksamen Maßnahmen zum Schutz des Klimas in allen Lebensbereichen“, ergänzt Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsident der BPtK.

Hitzewellen nehmen im Zuge der Klimakrise seit Jahrzehnten zu. Mit einer mittleren Jahrestemperatur von 10,5 °C waren 2018 und 2022 die wärmsten Jahre in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Starke Hitze schädigt nicht nur Ökosysteme und die Infrastruktur, sondern auch die körperliche und psychische Gesundheit.

Expert*innen weisen seit Längerem darauf hin, dass den zunehmenden Hitzegefahren für Körper und Psyche nur mit effektiven Schutzkonzepten für die Sommermonate begegnet werden kann. Studien zeigen, dass in Hitzeperioden die Inanspruchnahme psychiatrischer Notdienste, die Häufigkeit von Suiziden sowie die Risiken für das Neuauftreten oder die Symptomverschlechterung von Stimmungs- und Angststörungen sowie psychotischen und demenziellen Erkrankungen in der Bevölkerung steigen. Hitze erhöht darüber hinaus zwischenmenschliche Aggression in Form von gereiztem und gewalttätigem Verhalten, da die Ressourcen für Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle abnehmen. All diese Effekte gelten nicht nur für sehr warme Länder, sondern auch für kühlere Länder wie Deutschland, wenn eine deutliche Steigerung der Temperatur vorliegt. Besonders hitzegefährdete Personengruppen sind hochaltrige Menschen; Menschen mit einer geriatrischen, schizophrenen, bipolaren Erkrankung; chronisch körperlich Erkrankte sowie Kinder und Jugendliche.

Der bundesweite Hitzeaktionstag wurde von der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. initiiert und macht mit einer Vielzahl von Aktionen, Veranstaltungen und Fachsymposien auf die notwendige Vorsorge für extreme Hitzeereignisse aufmerksam.

Psychische Gesundheit von Kindern umfassend in den Blick nehmen

BPtK zum Entwurf des NAP „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“

(BPtK) In ihrer Stellungnahme zum Entwurf für einen Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ (NAP) des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) begrüßt die BPtK das darin formulierte Ziel, auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von Anfang an zu erhalten, zu fördern und psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die BPtK sieht jedoch deutlichen Ergänzungsbedarf. Dies betrifft insbesondere die Schaffung ausreichender Versorgungsangebote u.a. durch eine Reform der Bedarfsplanung.

„Der Aktionsplan ist ein wichtiger Schritt, um die Entwicklungschancen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und hierbei insbesondere Kinder und Jugendliche, die von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind, in den Blick zu nehmen“, so BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke. Die BPtK begrüßt, dass mit dem Aktionsplan auch explizit das Ziel verfolgt wird, für Kinder mit psychischen Erkrankungen den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern. Jedoch erhält nur etwa jedes zehnte psychisch erkrankte Kind eine antragspflichtige Psychotherapie. „Die wichtigste Stellschraube für die Verbesserung der Versorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen wird bisher nicht benannt – die Reform der psychotherapeutischen Bedarfsplanung. Nur durch mehr Kassensitze in ländlichen und strukturschwachen Regionen können die Wartezeiten in der ambulanten Psychotherapie abgebaut werden“, kritisiert BPtK-Präsidentin Dr. Andrea Benecke. „Es müssen ausreichend Informations-, Beratungs- und vor allem Behandlungskapazitäten zur Verfügung gestellt werden, damit es insbesondere Familien mit geringen Ressourcen leicht gemacht wird, bei psychischen Belastungen oder gar Erkrankungen Hilfe zu bekommen “

Die BPtK fordert daher, dass die Reform der Bedarfsplanung als Ziel in den NAP aufgenommen wird. Der Gesetzgeber sollte den G-BA beauftragen, die Verhältniszahlen für die Arztgruppe der Psychotherapeuten um mindestens 20 Prozent abzusenken und eine getrennte Bedarfsplanung für Psychotherapeut*innen, die ausschließlich Kinder und Jugendliche behandeln, zwingend vorzusehen. Damit wäre es möglich, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen ziel- und bedarfsgenauer zu planen, als dies bisher möglich ist.

Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen müssen stärker berücksichtigt und Unterstützungsangebote stärker in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen verankert werden. „Es ist unerlässlich, dass Angebote zur Prävention psychischer Erkrankungen in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen gestärkt und auch aufsuchende Hilfen ermöglicht werden“, fordert BPtK-Vorstandsmitglied Wolfgang Schreck. Viele Familien, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind, wissen nicht, wo und welche Hilfe sie beanspruchen können. Gesundheitswesen und Jugendhilfe müssen besser ineinandergreifen, auch um die Vermittlung in Angebote der Gesundheitsversorgung und andere soziale Unterstützungsangebote zu erleichtern. Dies kann über Gesundheitskioske, Primärversorgungszentren und eine verbesserte Kooperation zwischen Heilberufen und Jugendhilfe ermöglicht werden.

Mit dem Nationalen Aktionsplan „Neue Chancen für Kinder in Deutschland“ zielt das BMFSFJ darauf ab, Kinder und Jugendliche, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, in ihrer Entwicklung zu fördern und ihnen den Zugang zu Bildung, Betreuung und Gesundheitsversorgung zu erleichtern. Das BMFSFJ hat nun einen Entwurf vorgelegt und um Stellungnahme gebeten.

Psychische Gesundheit in der EU gemeinsam stärken

BPtK zur Europäischen Woche der psychischen Gesundheit

(BPtK) Anlässlich der derzeitigen Europäischen Woche der psychischen Gesundheit (EU Mental Health Week), die unter dem Motto „Mentally healthy communities. Thriving together.“ steht, erneuert die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) ihre Forderung, die psychische Gesundheit in Deutschland und Europa zu fördern.

„Psychische Gesundheit ist die Voraussetzung für ein gesundes Leben. Wir sind eine europäische Gemeinschaft, die sich gemeinsam für die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, für eine Stärkung der Prävention und eine bedarfsgerechte Behandlung psychischer Erkrankungen engagieren muss“, erklärt Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK. „Gerade auch angesichts EU-weiter gesellschaftlicher Krisen, wie der Corona-Pandemie, der Klimakrise und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, die psychisch belasten, sind gemeinsame europäische Anstrengungen notwendig, um die psychische Gesundheit zu fördern.“

Die EU-Kommission hat angekündigt, mittels einer umfassenden EU-Strategie die psychische Gesundheit in der EU zu stärken (EU Mental Health Strategy). Bereits im Februar 2023 hatte die BPtK gemeinsam mit dem Network for Psychotherapeutic Care in Europe (NPCE) eine Stellungnahme erarbeitet, wie die psychische Gesundheit in Europa verbessert werden kann. „Psychische Gesundheit sollte in allen Lebens- und Politikbereichen stärker berücksichtigt und über alle Lebensphasen gefördert werden. Dabei müssen insbesondere auch Patientengruppen in den Fokus gerückt werden, die ein höheres Risiko für eine psychische Belastung und psychische Erkrankung haben“, sagt Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsident der BPtK. Die BPtK setzt sich gemeinsam mit dem NPCE dafür ein, dass der Zugang zu Versorgungsangeboten für alle Menschen mit psychischen Erkrankungen in der EU, auch für Geflüchtete, sichergestellt werden und ausreichend finanziert sein muss.

Die EU Mental Health Week wird jährlich von Mental Health Europe (MHE) initiiert, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für psychische Gesundheit und die Belange von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen einsetzt.

Neue Arbeitshilfe zur Zusammenarbeit von Gesundheitswesen, Schulen und Kinder- und Jugendhilfe in Baden-Württemberg

(LPK BW) Die Corona-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben die gesamte Gesellschaft, vor allem aber auch Kinder und Jugendliche vor umfassende psychosoziale Herausforderungen gestellt. Um Kinder und Jugendliche besser zu unterstützen, wurde im Sommer 2021 die Task Force zur psychischen Situation von Kindern und Jugendlichen in Folge der Coronapandemie (Task Force PsychG KJ) am Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration einberufen, die in verschiedenen Bereichen zahlreiche Maßnahmen zur Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern auf den Weg gebracht hat.

Mitglieder der Taskforce, darunter auch die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg, haben eine Arbeitshilfe erstellt, welche Fachkräften, die in Gesundheitswesen, Schulen und Kinder- und Jugendhilfe tätig sind, einen Überblick darüber verschafft

  • welche Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe und an Schulen es allgemein für alle Kinder, Jugendlichen und Eltern sowie gezielt für die verschiedenen Altersstufen (von der Zeit vor der Geburt bis hin zum Übergang ins Erwachsenenalter) gibt
  • wie das Gesundheitswesen Kinder und Jugendliche (und an deren Situation anknüpfend auch Eltern) unterstützt, von der Prävention und Früherkennung über ambulante bis hin zu stationärer Versorgung und Akutversorgung in Krisen; den speziellen Hilfen bei Sucht und Suchtgefährdung von Kindern, Jugendlichen und Eltern wird dabei ein eigener Teil gewidmet, und
  • wie die verschiedenen Systeme den Übergang ins Erwachsenenalter begleiten.

Die verschiedenen Teile geben jeweils einen Überblick, was in welchen Fällen geleistet wird und wie die Zugangswege sind. So können sich Fachkräfte aus den verschiedenen Systemen gezielt informieren, welche Hilfen andere Systeme für die von ihnen unterstützten Kinder, Jugendlichen und Familien bereithalten und können diese weiterverweisen oder gezielt (mit Einverständnis der Betroffenen) im Einzelfall kooperieren. Die Darstellung soll auch dazu beitragen, die kooperierenden Systeme besser zu verstehen und falsche Erwartungen und Missverständnisse auszuräumen.

Darüber hinaus werden bereits bestehende Kooperationsstrukturen und -formate vorgestellt und Hinweise gegeben, wie Netzwerkarbeit und Kooperationen auf struktureller Ebene auf- und ausgebaut werden können, ergänzt durch die Vorstellung von Modellen zu interdisziplinärer Zusammenarbeit in Gruppenkontexten und komplexen Einzelfällen.

Fachkräfte können so an bereits bestehende Kooperationsformate anknüpfen, sich dort einbringen oder auf deren Kompetenzen zurückgreifen. Zudem soll die Arbeishilfe ermutigen, dort, wo es noch keine entsprechenden Strukturen gibt, Kooperationen einzugehen und Netzwerke aufzubauen. Hierzu finden sich auch Erläuterungen, welche Formen der Kooperation im Einzelfall – von anonymen Fallbesprechung über Begleitung von Übergängen bis hin zu multiprofessionellen Versorgung bei komplexen Problemlagen – möglich sind.

Depressionen in der Arbeitswelt

Fachtagung am 27. und 28. April 2023 in Dresden

(BPtK) Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und führen oft zu monatelanger Arbeitsunfähigkeit. Im Jahr 2021 führten Depressionen zu Rekordwerten bei betrieblichen Fehlzeiten. Am 27. und 28. April bietet eine Fachtagung der Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) die Möglichkeit, Wege für eine bessere Kooperation zwischen Unternehmen und Gesundheitssystem zu diskutieren.

Unter dem Titel „Schnittstellen zwischen Prävention, Rehabilitation und Psychotherapie“ tauschen sich Psychotherapeut*innen, Betriebs-, Haus- und Fachärzt*innen sowie Expert*innen für Prävention und Reha-Management gemeinsam darüber aus, wie mit Depressionen in der Arbeitswelt umgegangen werden kann. Als Grundlage dafür werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sowie bewährte und innovative Praxisbeispiele vorgestellt. Themen sind unter anderem:

  • Prävention depressiver Erkrankungen im betrieblichen Kontext,
  • arbeitsplatzbezogene Psychotherapie depressiver Erkrankungen und
  • Ansätze zur erfolgreichen Wiedereingliederung depressiv erkrankter Menschen.

Die Tagung wird in Kooperation mit der Bundespsychotherapeutenkammer und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege durchgeführt. Eine Akkreditierung der Veranstaltung für Psychotherapeut*innen ist bei der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer beantragt.

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter: https://www.dguv.de/iag/veranstaltungen/schnittstellen/2023/index.jsp

Sozialkompetenz des Gesundheitssystems erhöhen

BPtK: Gesundheitskioske für psychisch kranke Menschen erproben

(BPtK) „Dem deutschen Gesundheitssystem fehlt Sozialkompetenz. Für Menschen mit geringen Einkommens- und Bildungsressourcen ist es häufig viel zu komplex und nicht selten undurchschaubar. Das Gesundheitssystem muss verständlicher und Barrieren, die ausgrenzen, müssen abgebaut werden“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) fest. „Deshalb sollten Gesundheitskioske erprobt werden, auch für psychisch kranke Menschen. Gerade Menschen in Armut, mit geringer Bildung, in Arbeitslosigkeit und mit ungenügender sprachlicher oder gesellschaftlicher Teilhabe könnte entscheidend dabei geholfen werden, Angebote zur psychischen Gesundheit zu nutzen.“

Präventionsleistungen durch kooperierende oder angestellte Psychotherapeut*innen können zum Angebot der Gesundheitskioske zählen. Kitas oder Schulen könnten spezifische Gruppenangebote in Kooperation mit Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen anbieten. Viele psychisch kranke Menschen brauchen gleichzeitig eine Behandlung aber auch Beratung und Unterstützung, zum Beispiel durch die Jugendhilfe, die sozialpsychiatrischen Dienste, Drogen- und Sucht- oder auch Schuldnerberatung. Gesundheitskioske könnten psychisch kranken Menschen zur Seite stehen, Termine bei Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen zu bekommen und auch wahrzunehmen und so Behandlung überhaupt ermöglichen. Schließlich könnten Psychotherapeut*innen und Ärzt*innen ihre Patient*innen zu Gesundheitskiosken überweisen, wenn aufgrund sozialer Bedürfnisse und Belastungen eine psychotherapeutische oder ärztliche Beratung und Behandlung nicht ausreicht oder erschwert ist (Konzept des „social prescribing“).

Gesundheitskioske müssen bestehende Strukturen ergänzen und nutzen. Damit sie funktionieren, müssen Kommunen und das Gesundheitssystem aber zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung stellen und zur Kooperation miteinander bereit sein. „All das muss in Modellprojekten erprobten werden“, erklärt BPtK-Präsident Munz. „Mehr Sozialkompetenz wird es nicht zum Nulltarif geben.“

Psychische Gesundheit junger Menschen in Krisenzeiten besser schützen

Ethikrat legt Handlungsempfehlungen vor

(BPtK) Der Deutsche Ethikrat fordert, in gesellschaftlich schwierigen Zeiten junge Menschen stärker im Blick zu halten und ihre psychische Gesundheit besser zu schützen. Kinder und Jugendliche hätten unter der Corona-Pandemie in besonderem Maße gelitten. Es sei zu wenig getan worden, um sie bei der Bewältigung der psychischen Belastungen zu unterstützen. Dies habe dazu geführt, dass sich ihre psychische Gesundheit verschlechtert habe.

Der Ethikrat kommt zu dem Schluss, dass dieses Versäumnis zum Anlass genommen werden müsse, um zukünftig die Belange der Jüngeren stärker zu gewichten. Das gelte aktuell für die Energieversorgungskrise in der Folge des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und in besonderer Weise mittel- und langfristig für die Bewältigung der Klimakrise.

Um zukünftig die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in gesellschaftlichen Krisen besser zu schützen, empfiehlt der Ethikrat:

  1. Regelhaft psychologische und psychosoziale Beratungsangebote in Schulen,
  2. Verlässliche Finanzierung und personelle Ausstattung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Erziehungsberatungsstellen sowie Einrichtungen der Krankenbehandlung,
  3. Informationskampagnen über psychische Gesundheit und Krankheit und das Hilfesystem in den Lebenswelten der Kinder,
  4. Kostenfreie Freizeitangebote, insbesondere für Kinder in schwierigen Lebenslagen,
  5. Schulung von Erzieher*innen und Lehrer*innen mit Blick auf die Prävention psychischer Belastungen und Erkrankungen,
  6. Zeitnahe konkrete Pläne zum Abbau bestehender Defizite in der Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher,
  7. Ausbau sektorenübergreifender, multiprofessioneller Versorgungsnetze,
  8. Konsequenter Einbezug der wesentlichen Lebensweltbezüge der Kinder (z. B. Familie) in alle Beratungs- und Hilfsangebote,
  9. Förderung von Forschung zu den Folgen von Maßnahmen zur Bewältigung gesellschaftlicher Krisen,
  10. Etablieren von Formen altersgemäßer Partizipation bei der Krisenbewältigung.

Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ der Landesregierung

Stellungnahme der LPK BW

(LPK BW) Die Landesregierung Baden-Württemberghatte bereits im Februar dieses Jahres eine Enquetekommission mit dem Titel „Krisenfeste Gesellschaft“ eingesetzt. Ihr Ziel es ist, „Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die … das baden-württembergische Gemeinwesen für die Zukunft resilienter und krisenfester“ aufstellen kann. Hierzu wurde auch die LPK gebeten, zu dem auf den Bereich Gesundheit bezogenen Themenfeld (eines von vier Themenfeldern) Stellung zu beziehen. Die Infos zur Einsetzung der Kommission finden Sie in der Landtagsdrucksache 17/1816 vom 07.02.2022 (https://bit.ly/3WQDhbd), weitere Infos der Landesregierung auf der Homepage des Sozialministeriums sowie unsere Stellungnahme hier zum Download.

„Schieb den Gedanken nicht weg!“

Start der Kampagne für ein Umdenken bei sexueller Gewalt gegen Kinder

(BPtK) Am 17. November haben Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, eine gemeinsame Aufklärungs- und Aktivierungskampagne gestartet. Unter dem Motto „Schieb den Gedanken nicht weg!“ soll dafür sensibilisiert werden, dass sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen vor allem im persönlichen Umfeld stattfindet.

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland über 15.000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch zur Anzeige gebracht. Das Dunkelfeld ist weitaus größer. Schätzungsweise ein bis zwei Kinder pro Schulklasse sind von sexueller Gewalt betroffen. Die größte Gefahr geht dabei vom eigenen Umfeld aus: Es ist davon auszugehen, dass rund ein Viertel der sexuellen Übergriffe an Kindern und Jugendlichen innerhalb des engsten Familienkreises stattfinden. Rund die Hälfte passiert im sozialen Umfeld, zum Beispiel im erweiterten Familien- und Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft oder durch Personen aus Einrichtungen oder Vereinen, die den Kindern und Jugendlichen gut bekannt sind.

„Wir brauchen ein Umdenken“, betont BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz. „Der Gedanke, dass das eigene Kind zu Hause nicht sicher ist, ist kaum zu ertragen. Und trotzdem müssen wir den Gedanken zulassen, das zeigen die Zahlen. Nur dann können wir die Gefahren erkennen, unsere Kinder schützen und ihnen angemessen helfen.“

„Schieb den Gedanken nicht weg!“ ist als mehrjährige Kampagne konzipiert und stellt unter anderem zahlreiche Informations- und Werbematerialien sowie Handlungshilfen zur Verfügung. Durch provokative und irritierende Aussagen wie „Geh nicht mit Fremden mit! – Und wenn es gar kein Fremder ist?“ soll auf die reale Gefahr im persönlichen Umfeld hingewiesen werden. Menschen sollen für den Umgang mit sexueller Gewalt bei Kindern und Jugendlichen sensibilisiert und dazu befähigt werden, im Verdachtsfall aktiv zu werden.

Materialien der Kampagne zum Download und Bestellen: https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite