Schlagwortarchiv für: Klimawandel

Landespsychologenkonferenz des LVKP-BW auf der Landesgartenschau Wangen im Allgäu

36. Landespsychologenkonferenz: Klimawandel im Fokus

(LPK BW) Die 36. Landespsychologenkonferenz, die vom Landesverband der Klinikpsychologen und -Psychotherapeuten ausgerichtet wurde, fand am 20.06.2024 auf dem Gelände der Landesgartenschau in Wangen statt. Das Schwerpunktthema der Tagung lautete „Klimawandel – Zukunft – Gerechtigkeit: eine psychotherapeutisch-psychiatrische Perspektive“. Dietrich Munz als Präsident der Landespsychotherapeutenkammer ging im Programmpunkt „Kammer im Gespräch“ auf die berufspolitischen Entwicklungen auf Landes- und Bundesebene ein, z.B. auf den aktuellen Stand der Umsetzung der neuen Psychotherapie-Weiterbildung mit der politisch noch nicht geklärten Frage der Finanzierung. Erik Nordmann, neues Mitglied im Vorstand der LPK, informierte über das geplante Fortbildungscurriculum Klima (-krise) und Psyche der BPtK.

Zum hochaktuellen Thema der Tagung referierten Monika Stöhr und Hans Knoblauch vom ZfP Südwürttemberg über das Projekt einer speziellen Klimasprechstunde, die von der Weissenauer Klinik und der Universitätsklinik Ulm in der Region Wangen angeboten wird.  Beide betonten die Dringlichkeit, Strategien und spezifische Beratungsangebote zu entwickeln und bereitzustellen: Viele Menschen, die die Klimaambulanz oder auch psychotherapeutische Hilfe aufsuchen, fühlen sich durch die aktuellen Klimaentwicklungen besonders hilflos und bedroht. Psychotherapeut*innen sollten sich deshalb dringend mit diesem Thema beschäftigen und konkrete Pläne und Handlungsmöglichkeiten zum Erhalt psychischer Gesundheit entwickeln. Die Referent*innen gaben folgende Empfehlungen für Betroffene: 

  • Informiert bleiben über den Klimawandel, aber nicht überwältigt werden

  • Emotionale Berührung zulassen

  • Unterstützung in der Gemeinschaft suchen durch gegenseitigen Austausch

  • Gesunde Bewältigungsstrategien entwickeln, z.B. regelmäßige Bewegung und Entspannungstechniken

  • Selbstfürsorge und „Wohlfühl-Zeit“ in der Natur und mit positiven Aktivitäten

  • Kognitive Dissonanz hinterfragen bzgl. der eigenen Bedürfnisse/Wünsche und nach klimaschonenderen Alternativen suchen

  • Effektive Handlungsmöglichkeiten erkennen durch Reflexion möglicher eigener Beiträge zum Klimaschutz

  • Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen bei starken Belastungen durch psychotherapeutische Unterstützung

Die Regionalgruppe Allgäu-Oberschwaben von Psy4F – Psychologists for Future bot auf einem Infostand weitere Informationen und Bücher zum Thema an und informierte über ihr Engagement in der Region. 

Der rege Austausch untereinander zeigte nochmal deutlich das persönliche und berufliche Interesse am Thema und nicht zuletzt auch die persönliche Betroffenheit in der Region durch die starken Überschwemmungen in den vergangenen Wochen.

Abschließendes Tagungshighlight war die Führung über das Gelände der Gartenschau. Dies besonders dadurch, dass der Gruppenführer selbst viele Details zu dem ehemaligen Industriegelände mit Werkswohnungen für damaliges sog. „Gastarbeiter“ schilderte und auch die Folgen der Überflutung der Argen beim jüngsten Unwetter auf dem Gelände und damit die Folgen des Klimawandels deutlich sichtbar machen konnte.

Hitze belastet Psyche und Arbeitsfähigkeit erheblich

BPtK veröffentlicht Informationsflyer über Hitze und psychische Gesundheit

(BPtK) Anlässlich des diesjährigen bundesweiten Hitzeaktionstages hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) Informationsflyer zum Thema Hitze und psychische Gesundheit für Psychotherapeut*innen und Patient*innen veröffentlicht, die in Kooperation mit den Psychologists/Psychotherapists for Future (Psy4F) erstellt wurden. Die Informationsflyer können dabei behilflich sein, Patient*innen mit psychischen Erkrankungen über spezifische Hitzegefahren gezielt aufzuklären und Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen der psychotherapeutischen Tätigkeit aufzuzeigen.

»Hitze belastet die Psyche und Arbeitsfähigkeit erheblich. An heißen Tagen sinkt die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit, psychische Symptome verschlimmern sich und es kommt zu vermehrten psychiatrischen Einweisungen“, erklärt Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK. „Menschen mit psychischen Erkrankungen gehören zu den besonders hitzegefährdeten Personen und müssen darüber informiert werden, wie sie ihre psychische Gesundheit an heißen Tagen schützen können.“

»Die Aufklärung über Hitzegefahren ist wichtig und verdeutlicht die Relevanz effektiver Hitze- und Klimaschutzmaßnahmen in allen Lebensbereichen“, sagt Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsident der BPtK. „Hitzeschutzmaßnahmen sind nur ein Baustein zur Eindämmung der Auswirkungen der Klimakrise. Umfassende strukturelle Maßnahmen, die eine weitere Erderwärmung abbremsen helfen, sind auch zur Reduktion klimabedingter Gesundheitsfolgen unverzichtbar“, ergänzt Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK.

Hitzewellen und die damit einhergehenden Belastungen nehmen im Zuge der Klimakrise zu. Steigende Temperaturen wirken sich nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit aus. Insbesondere bei Menschen mit Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz oder Depressionen sind die Gesundheitsrisiken durch Hitze deutlich erhöht. Durch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka kann als Nebenwirkung die Regulation der Körpertemperatur beeinträchtigt werden. Hohe Temperaturen gehen mit erhöhten Suizidraten einher. Hitze mindert darüber hinaus die kognitive Leistungsfähigkeit und macht impulsives, risikoreiches und aggressives Verhalten wahrscheinlicher.

Der bundesweite Hitzeaktionstag wurde von der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V. (KLUG) als Bündnis zahlreicher Akteur*innen aus dem Gesundheitssektor initiiert und macht mit einer Vielzahl von Aktionen, Veranstaltungen und Fachsymposien auf die notwendige Vorsorge für extreme Hitzeereignisse aufmerksam. Die BPtK unterstützt als beteiligte Organisation die politischen Kernforderungen des Bündnisses für ein hitzeresilientes Deutschland.

Finanzierung der Weiterbildung, Antidiskriminierung und Qualitätssicherung

Der 44. Deutsche Psychotherapeutentag fand vom 12. bis 13. April 2024 in Würzburg statt

(BPtK) In Würzburg, einem historisch bedeutsamen Ort für die neuzeitliche Psychotherapie, begrüßte am 12. und 13. April 2024 die Versammlungsleitung die Delegierten des 44. Deutschen Psychotherapeutentages (DPT). Dr. Bruno Waldvogel, Vizepräsident der Psychotherapeutenkammer Bayern, zeichnete nach, wie in Würzburg seit dem 20. Jahrhundert bedeutende Vertreter*innen der Profession die Psychotherapie und die psychotherapeutische Versorgung vorangetrieben und weiterentwickelt haben. In der NS-Diktatur unterstützten Professionsangehörige, die zuvor bei bedeutenden Psychotherapeut*innen auch jüdischen Glaubens gelernt hatten, die menschenverachtende Politik Adolf Hitlers. „Nie wieder!“ – das muss für die deutschen Parlamente gelten. „Nie wieder!“ – das ist auch die Haltung der Profession.

Vertreterversammlung am 20./21.10.2023

(LPK BW) Am 20. und 21.10.2023 fand die letzte Vertreterversammlung (VV) der laufenden Wahlperiode statt. Am ersten Tag erstatteten die Ausschüsse Bericht über ihre Tätigkeit der zu Ende gehenden Legislaturperiode. Daran anschließend diskutierten die Delegierten über die einzelnen Ausschüsse, deren zukünftige Aufgaben und mögliche Änderungen ihrer Struktur. Insbesondere die zukünftige Struktur des bisherigen Ausschusses für Aus-, Fort- und Weiterbildung wurde ausführlich besprochen. Speziell zu diesem Ausschuss wurde vorgeschlagen, eine Binnendifferenzierung einzuführen, um die verschiedenen Aufgabenbereiche effizienter bearbeiten zu können. Begrüßt wurde auch der Vorschlag, dass die Ausschussarbeit vernetzt werden müsse, da die verschiedenen Ausschüsse manchmal am selben Thema, aber aus unterschiedlicher Perspektive arbeiten. Die ausschussübergreifende Arbeit sollte von daher in der nächsten Legislaturperiode von vorneherein mit bedacht werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Umsetzung der Weiterbildung gerichtet werden, insbesondere was die Schaffung von Weiterbildungsstellen in den verschiedenen Arbeitsfeldern betrifft.

 

Klimawandel und Teilhabechancen – passt das zusammen?

Offene Veranstaltung der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises und Heidelberg

(LPK BW) Das Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis/Heidelberg lädt ein zu der Veranstaltung „Klimawandel und Teilhabechancen – passt das zusammen? „, die im Rahmen der 12. Kommunalen Gesundheitskonferenz des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg am 12. September 2023 von 18:00 bis 20:00 Uhr stattfindet. Der Veranstaltungsort ist das Palais Hirsch in Schwetzingen (Schloßplatz 2, 68723 Schwetzingen). Einlass ist ab 17:30 Uhr. Die Veranstaltung ist öffentlich.

In den letzten Jahren ist der Klimawandel für die Menschen im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg immer spürbarer geworden. Die Einflüsse des Klimawandels auf die klimatischen Bedingungen kann zu Hitzewellen, Stürme, Dürren, Brände und Überflutungen, aber auch zu der Ausbreitung von Infektionskrankheiten führen. Um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger kurz- und langfristig zu schützen, sind Klimaanpassungsmaßnahmen notwendig, wobei hierbei vor allem auf Bevölkerungsgruppen geachtet werden sollte, deren Gesundheit besonders vom Klimawandel gefährdet sind. Eine dieser vulnerablen Bevölkerungsgruppen sind Menschen mit Behinderung. Die Frage ist: Werden Menschen mit Behinderung hinsichtlich Klimaanpassungsmaßnahmen schon genügend bedacht und einbezogen?

Diese Veranstaltung dient dazu, Interessierte über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit und den Katastrophenschutz zu informieren, und eine Diskussion über bisherige Erfahrungen, Probleme und Aussichten hinsichtlich Klimaanpassungsmaßnahmen aus der Perspektive von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. Nach einer Übersicht über die rechtlichen Grundlagen und zwei Kurzvorträgen aus den Bereichen Medizin und Katastrophenschutz als Impuls, folgt deswegen eine hoffentlich lebhafte Podiumsdiskussion mit den Referenten und Referentinnen der Vorträge und Betroffenen.

Die Veranstaltung ist besonders geeignet für

  • Menschen mit Behinderungen
  • Angehörige
  • Akteure und Akteurinnen mit beruflichen Kontakt zu Menschen mit Behinderungen
  • Vertreter und Vertreterinnen aus den Kommunen
  • Interessierte

Weitere Informationen im Programm (s.u.).

Hitze als zunehmende Gefahr für die psychische Gesundheit

BPtK veröffentlicht Musterhitzeschutzplan für psychotherapeutische Praxen

(BPtK) Anlässlich des heutigen bundesweiten Hitzeaktionstags hat die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) gemeinsam mit der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. und den Psychologists/Psychotherapists for Future e.V. einen Musterhitzeschutzplan für ambulante psychotherapeutische Praxen entwickelt. Dieser Musterhitzeschutzplan soll Inhaber*innen einer psychotherapeutischen Praxis als Hilfestellung dienen, Hitzegefahren für Patient*innen und Praxis-Mitarbeiter*innen während der Sommermonate zu reduzieren.

„Hitze bedroht die Psyche auf direkte Weise, indem sich psychische Symptome während Hitzewellen verschlimmern oder neu auftreten können“, erklärt Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der BPtK. „Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen professionelle Unterstützung dabei, wie sie in den heißen Sommermonaten bestmöglich auf ihre psychische Gesundheit achten können.“

„Mit dem Musterhitzeschutzplan wollen wir unsere psychotherapeutischen Kolleg*innen nicht nur für die Bedeutung des Schutzes von Patient*innen und Praxispersonal sensibilisieren, sondern ihnen auch praktische Hinweise an die Hand geben, was hierbei vor Ort zu beachten ist“, sagt Sabine Maur, Vizepräsidentin der BPtK. „Der Hitzeschutz in den Praxen ist dabei nur ein Baustein im Umgang mit Hitzeperioden. Er unterstreicht die Notwendigkeit von umfassenden und wirksamen Maßnahmen zum Schutz des Klimas in allen Lebensbereichen“, ergänzt Dr. Nikolaus Melcop, Vizepräsident der BPtK.

Hitzewellen nehmen im Zuge der Klimakrise seit Jahrzehnten zu. Mit einer mittleren Jahrestemperatur von 10,5 °C waren 2018 und 2022 die wärmsten Jahre in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Starke Hitze schädigt nicht nur Ökosysteme und die Infrastruktur, sondern auch die körperliche und psychische Gesundheit.

Expert*innen weisen seit Längerem darauf hin, dass den zunehmenden Hitzegefahren für Körper und Psyche nur mit effektiven Schutzkonzepten für die Sommermonate begegnet werden kann. Studien zeigen, dass in Hitzeperioden die Inanspruchnahme psychiatrischer Notdienste, die Häufigkeit von Suiziden sowie die Risiken für das Neuauftreten oder die Symptomverschlechterung von Stimmungs- und Angststörungen sowie psychotischen und demenziellen Erkrankungen in der Bevölkerung steigen. Hitze erhöht darüber hinaus zwischenmenschliche Aggression in Form von gereiztem und gewalttätigem Verhalten, da die Ressourcen für Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle abnehmen. All diese Effekte gelten nicht nur für sehr warme Länder, sondern auch für kühlere Länder wie Deutschland, wenn eine deutliche Steigerung der Temperatur vorliegt. Besonders hitzegefährdete Personengruppen sind hochaltrige Menschen; Menschen mit einer geriatrischen, schizophrenen, bipolaren Erkrankung; chronisch körperlich Erkrankte sowie Kinder und Jugendliche.

Der bundesweite Hitzeaktionstag wurde von der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. initiiert und macht mit einer Vielzahl von Aktionen, Veranstaltungen und Fachsymposien auf die notwendige Vorsorge für extreme Hitzeereignisse aufmerksam.

Klimaschutz umsetzen und psychischen Gefährdungen begegnen

41. Deutscher Psychotherapeutentag fordert massive Anstrengungen

(BPtK) Der 41. Deutsche Psychotherapeutentag in Berlin fordert massive klimapolitische Anstrengungen, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. „Extreme Wetterereignisse, Überflutungen, Hitzewellen und Trockenheit gefährden die körperliche und psychische Gesundheit“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), auf dem 41. Deutschen Psychotherapeutentag in Berlin fest. „Dies haben wir in Deutschland beispielhaft bei der Ahr-Flutkatastrophe erlebt. Traumatische Erlebnisse wie das unmittelbare Miterleben von Leid und Tod von Angehörigen und Nachbarn, die Zerstörung der eigenen Wohnung sowie das Erleben von Hilflosigkeit und Überforderung angesichts der Katastrophe können zu langfristigen psychischen Erkrankungen führen. Ängste, Depressionen, traumatische Verletzungen und Drogen-Missbrauch können die Folge sein.“ Weitere Folgen der Klimakrise sind die Verschärfung sozialer Ungleichheit durch die stärkere Betroffenheit vulnerabler Gruppen und die Zunahme gesellschaftlicher Verwerfungen. Und noch viel schwerere klimabedingte Naturkatastrophen bahnen sich an.

Weltweit verlieren schon jetzt Millionen Menschen ihre Heimat und müssen flüchten, weil ihre Lebensgrundlagen durch den Klimawandel zerstört werden. Der Kampf um knappe Ressourcen kann international in Kriegen münden. Prof. Dr. Gerhard Reese, Professor für Umweltpsychologie an der Universität Koblenz-Landau, betonte auf dem 41. Deutschen Psychotherapeutentag, dass schwer zu lösende, globale Krisen potenziell existenzielle Krisen seien. Wichtig sei zu verhindern, dass Menschen in eine ohnmächtige Tatenlosigkeit verfallen. Vielmehr müsse ein angepasster und ausbalancierter Umgang mit der Klimakrise und damit einhergehenden Gefühlen gefunden werden. Den Menschen müsse auf Augenhöhe begegnet und konstruktive Strategien entwickelt werden, um individuelle Ohnmacht zu überwinden.

Psychotherapeut*innen haben die berufsethische Verpflichtung, die psychische Gesundheit der Menschen zu erhalten und zu fördern. Sie setzen sich für die Erhaltung und Förderung der ökologischen und soziokulturellen Lebensgrundlagen ein, die es den Menschen ermöglichen, gesund aufzuwachsen und zu leben. „Psychotherapeutische Beratung und Behandlung kann dazu beitragen, psychische Gefährdungen und Belastungen aufzufangen“, sagt BPtK-Präsident Munz. „Wir haben es bei der umfassenden ökologischen Krise mit einem globalen Problem zu tun, das die gesamte Menschheit und künftige Generationen massiv bedroht. Größte politische und gesamtgesellschaftliche Anstrengungen sind notwendig, um essenzielle natürliche Lebensgrundlagen zu erhalten und die Erderhitzung zu verlangsamen. Psychotherapeut*innen unterstützen notwendige Veränderungen und beteiligen sich mit ihrem Sachverstand an deren Umsetzung.”

Landeskongress Gesundheit 2022

Nachhaltiges Gesundheitswesen

(LPK BW) Der 7. Landeskongress Gesundheit Baden-Württemberg fand auch dieses Jahr am 28. Januar als hybride Veranstaltung statt und beschäftigte sich mit Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Sie appellierte an alle in der Gesundheitsversorgung Verantwortlichen, der „Mutter Erde auf der Intensivstation“ zu helfen.

Der Klimawandel ist existenzielle Bedrohung und gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das Gesundheitssystem ist davon in doppelter Hinsicht betroffen: Ein nicht unwesentlicher Anteil der Emissionen entsteht im Gesundheitssektor, während gleichzeitig die Folgen des Klimawandels immer deutlicher werden und schon heute im Behandlungsalltag angekommen sind. Was aber bedeutet das für die institutionelle Organisation des Gesundheitswesens? Wie kann es nachhaltig(er) ausgerichtet werden? Und wie kann eine ökologische Transformation langfristig finanziert werden? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des 7. Landeskongresses.

Im Grußwort (online zugeschaltet) ging Sozialminister Manfred Lucha darauf ein, dass ein umfassender Gesundheitsbegriff in allen politischen Entscheidungen berücksichtigt werde. Er verwies auf die Gesundheitsstrategie Baden-Württemberg und das Gesundheitsleitbild der Regierung. Ziel sei es, die Gesundheit aller Menschen in allen Lebenswelten zu fördern und darauf, dass die gesundheitliche Chancengleichheit durch den Klimawandel gefährdet sei. Insofern begrüßte er außerordentlich, dass das Thema „nachhaltiges Gesundheitswesen“ vom Landeskongress aufgegriffen und mit kompetenten Referenten diskutiert werde.

Einer der Hauptreferenten war Dr. Eckart von Hirschhausen, Deutschlands wohl bekanntester Arzt und Wissenschaftsjournalist, Unterzeichner von „Scientists for Future“ und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“.

Klimawandel macht schon heute krank: Vor allem Ältere sind betroffen

Ergebnisse des WIdO-Reports „Klima und Gesundheit“

(BPtK) Der Klimawandel und die damit steigende Hitzebelastung hat schon heute spürbar negative Auswirkungen auf die Gesundheit älterer Menschen, wie aus dem jüngst veröffentlichten Report „Klima und Gesundheit“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht. Zwischen 2008 und 2018 mussten an heißen Tagen mit mindestens 30 Grad Celsius rund drei Prozent mehr über 65-Jährige ins Krankenhaus eingewiesen werden. Laut Hochrechnungen des WIdO entspricht das bei einer Million Älterer 40 zusätzlichen Klinikeinweisungen pro Hitzetag – zusätzlich zum normalen Tagesdurchschnitt von 1.350. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland elf heiße Tage mit mindestens 30 Grad Celsius. Die Zahl der Klinikeinweisungen durch Hitze-Stress könnte sich bis zum Jahr 2100 sogar versechsfachen, wenn der globale Temperaturanstieg nicht gebremst wird.

Die Daten der Studie zeigen auch, dass jeder vierte AOK-Versicherte über 65 Jahre überdurchschnittlich stark durch Hitze-Stress gefährdet ist. Hierzu zählen insbesondere ältere Menschen mit Demenz, Niereninsuffizienz, Diabetes, Atemwegserkrankungen sowie Depressionen und anderen psychischen Auffälligkeiten. Aber auch ökologische, soziale und geografische Faktoren, wie Altersarmut, ein Mangel an professioneller Alterspflege sowie das Leben in einer ländlichen Region erhöhen das Risiko für hitzebedingte Klinikeinweisungen.

Um den Klimawandel einzudämmen, so das WIdO, sei auch ein größeres Wissen um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit entscheidend. Nach einer Umfrage des AOK-Instituts unter 3.000 Frauen und Männern im Alter von 18 bis 86 im September 2020 zeigte sich: 31 Prozent der Befragten fühlten sich nicht ausreichend über Umweltereignisse wie Hitze oder Unwetter informiert. Bei weniger direkt erlebten Klimafolgen wie Luftverschmutzung, vermehrte Polllenallergene oder durch Wasser und Lebensmittel übertragene Krankheitsüberträger berichteten sogar 40 bis 50 Prozent von einem Wissensdefizit.

Kinderrechte als Maßstab für eine nachhaltige Politik

BPtK zur Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz

(BPtK) Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) begrüßt das Ziel der Bundesregierung, die Kinderrechte im Grundgesetz ausdrücklich zu verankern und sie damit zu betonen. Die verfassungsrechtliche Absicherung der Rechte von Minderjährigen ist eine wichtige Grundlage, damit Kinder möglichst gute Entwicklungs- und Entfaltungsperspektiven erhalten und sie sich zu eigenständigen Persönlichkeiten frei entwickeln können. „Es ist ein wesentliches gesellschaftliches und politisches Signal, dass sich die Koalition nach langem Ringen darauf geeinigt hat, die Rechte von Heranwachsenden in unserer Verfassung zu betonen“, stellt BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz fest. „Kinderrechte im Grundgesetz dürfen jedoch keine Symbolpolitik bleiben. Sie müssen Richtschnur für politische Entscheidungen sein, die den Erhalt unserer Lebensgrundlagen nachhaltig berücksichtigt und sichert.“

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt, Vernachlässigung und Ausbeutung muss höchste Priorität haben. Kinderrechte im Grundgesetz setzen darüber hinaus auch Leitplanken für die allgemeine Gesetzgebung: Die Corona-Pandemie oder der Klimawandel sind Gefahren für die nachfolgenden Generationen, die ihre gesunde Entwicklung und ein gesundes Aufwachsen erschweren oder sogar angreifen. Entscheidungsträger*innen auf allen Ebenen sollten künftig die Kinderrechte in ihrem Handeln und ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen. „Ob ein gesundes Aufwachsen von Kindern möglich ist, hängt auch von der Wohnungs-, Verkehrs- und Umweltpolitik ab“, erklärt BPtK-Präsident Munz. Die globale Überwärmung ist eine der größten Gefahren für die Gesundheit weltweit. Hunger, Dürre, mangelnde Wasserversorgung, aber auch die physischen und psychischen Belastungen durch extreme und langanhaltende Hitze und andere extreme Wetterereignisse stellen eine zunehmende Gefahr für eine gesunde körperliche und psychische Entwicklung und ein würdevolles Leben für nachfolgende Generationen dar. „Die Kinderrechte im Grundgesetz zu betonen, muss für die Politik in letzter Konsequenz auch bedeuten, sich stärker für den Klimaschutz zu engagieren“, so Munz.