Mehrwertsteuersenkung bei Alkohol ist gesundheitsgefährdend

BPtK kritisiert Pläne für Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung

(BPtK) Die Bundesregierung plant, morgen mit ihrem Corona-Konjunkturpaket auch die Mehrwertsteuer auf alkoholische Getränke wie Bier, Wein und Schnaps von 19 auf 16 Prozent zu senken. Dabei ist Alkohol in Deutschland bereits deutlich günstiger als in anderen Ländern. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) fordert deshalb seit Langem, den durchschnittlichen Alkoholpreis zu erhöhen. „Alkohol zu verteuern, gehört zu den wirksamsten präventiven Maßnahmen gegen Alkoholkrankheiten“, erklärt Dr. Dietrich Munz, Präsident der BPtK. „Alkohol zu verbilligen, erhöht die Schäden, die der hohe Bier-, Wein- und Schnapskonsum jetzt schon anrichtet. Alkohol sollte wie Tabak von der Mehrwertsteuersenkung ausgenommen werden.“

Insgesamt drei Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren hatten im Jahr 2018 in Deutschland eine alkoholbezogene Störung (Missbrauch: 1,4 Millionen; Abhängigkeit: 1,6 Millionen). Etwa 74.000 Todesfälle jährlich werden allein durch Alkoholkonsum oder den kombinierten Konsum von Tabak und Alkohol verursacht (Jahrbuch Sucht 2020). Es ist wissenschaftlich belegt, dass ein Zusammenhang zwischen Alkoholpreis und Alkoholkonsum besteht. Je teurer Alkohol in einem Land ist, desto geringer ist die konsumierte Alkoholmenge (vergleiche Gaertner et al., 2015; Schlieckau, 2015).

Entsprechend einer Studie der OECD (2015) würde ein durchschnittlicher Anstieg des Alkoholpreises in Deutschland um zehn Prozent die Häufigkeit der Alkoholabhängigkeit um rund drei Prozent und die Häufigkeit von Alkoholmissbrauch um etwa zehn Prozent verringern. Die Zahl der alkoholabhängigen Menschen sänke um rund 54.000 und die Zahl derjenigen, die Alkohol in schädlichen Mengen konsumieren, um rund 160.000.

Eine 10-prozentige Preiserhöhung führt auch dazu, dass mehr Menschen länger und gesünder leben. Die Anzahl der gesunden Lebensjahre aller Bürger in Deutschland könnte jährlich um mehr als 75.000 und die Anzahl zusätzlich gewonnener Lebensjahre um mehr als 25.000 steigen. Außerdem könnten rund 200 Millionen Euro Gesundheitsausgaben eingespart werden (OECD, 2015).

Die Bundesregierung plant, die Mehrwertsteuersenkung auch für Alkohol mit dem Gesetzentwurf für ein „Zweites Corona-Steuerhilfegesetz“ auf ihrer Kabinettssitzung am 12. Juni zu beschließen.

Wie entsteht die neue Weiterbildung?

Neue BPtK-Publikationsreihe „Weiterbildung“

(BPtK) Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) startet eine neue Publikationsreihe „BPtK-Weiterbildung“. In der ersten Veröffentlichung informiert sie über das Kooperationsprojekt „Reform der Musterweiterbildungsordnung“. Ziel des Projekts ist die Verabschiedung der Musterweiterbildungsordnung und der Weiterbildungsordnungen der Landeskammern im Jahr 2021. Bereits ab Herbst 2022 könnten die ersten Absolvent*innen des neuen Approbationsstudium mit einer Weiterbildung beginnen. Um die Diskussion für die Profession zu dokumentieren, fasst die BPtK den Stand der Beratungen im Mai 2020 zusammen.

Kinderärzt*innen erkennen häufiger psychische Erkrankungen

ZI-Versorgungsmonitor Ambulante Kinder- und Jugendmedizin

(BPtK) Psychische Erkrankungen spielen in der kinderärztlichen Praxis eine zunehmend größere Rolle. Die Zahl der Heranwachsenden, bei denen Kinder- und Jugendärzt*innen eine psychische Erkrankung diagnostizieren, stieg zwischen 2010 und 2017 deutlich an. Anpassungsstörungen nahmen um 39 Prozent zu, Entwicklungsstörungen um 37 Prozent und Störungen des Sozialverhaltens um 22 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) in einer Studie, die es gemeinsam mit dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte veröffentlicht hat.

„Kinderärzt*innen achten immer stärker darauf, ob sich Kinder und Jugendliche psychisch gesund entwickeln. Frühe Diagnose und Behandlung sind sehr wichtig, damit sich die psychischen Erkrankungen nicht verschlimmern oder im Erwachsenenalter erneut auftreten“, erklärt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Wenn Kinderärzt*innen psychische Erkrankungen diagnostizieren, ist es häufig ratsam, auch eine psychotherapeutische Expertise einzuholen.“

Kinderärzt*innen überweisen selten an Psychotherapeut*innen. Die Überweisungsrate wurde deshalb in der ZI-Studie erst gar nicht aufgeführt. „Wir brauchen dringend eine stärkere Kooperation und Vernetzung zwischen den Berufsgruppen“, stellt Munz fest.

www.corona-und-du.info – Psychisch gesund durch die Krise

Neue Corona-Webseite für Kinder und Jugendliche

(BPtK) Die Auswirkungen der Coronakrise auf Kinder und Jugendliche waren lange nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Dabei trifft vor allem sie die Schließung von Kitas, Schulen, Spielplätzen und Sportvereinen. Viele Kinder sorgen sich, dass sie sich selbst oder jemand aus der Familie mit dem Virus anstecken könnten. Für ihre Sorgen und Nöte haben Kinder und Jugendliche jetzt eine neue Webseite: www.corona-und-du.info.

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums München hat zusammen mit der Beisheim-Stiftung Infos zu psychischen Beschwerden altersgerecht zusammengefasst. „Mit der Clique treffen, Verwandte besuchen, seinen Hobbys wie gewohnt nachgehen? Alles erstmal nicht möglich.“ Die Webseite greift die Situation auf, in der sich Kinder und Jugendliche zurzeit befinden und zeigt Auswege und Lösungen.

„Das neue Info- und Hilfeportal macht Kindern und Jugendlichen klar, dass ihre Sorgen und Ängste sehr normal sind, auch wenn momentan kaum mehr etwas so ist, wie gewohnt“, erklärt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). „Die so wichtige Botschaft der Webseite ist: Versuche, diese Gefühle erstmal so anzunehmen, wie sie sind. Und: Rede drüber, friss es nicht in dich hinein. Ich finde diese neue Seite, vor allem auch die praxisnahen Lösungsvorschläge, sehr gelungen und kann sie nur empfehlen.“

Die reglementierte Viruswelt erinnert Geflüchtete an traumatisches Ausgeliefertsein

Erfahrungsbericht 11: Ricarda Müller vom Psychosozialen Zentrum in Hamburg

(BPtK) Als hätten sie sich noch nicht lange genug in Ländern und Gesellschaften orientieren müssen, deren Regeln und Sprachen willkürlich oder unverständlich waren. Geflüchtet aus ihrer Heimat, in der eine grauenhafte Militärdiktatur absurden Gehorsam verlangte und Soldaten in den Kerker warf, wenn sie zur Beerdigung ihrer Mutter gingen.

„Der Weg von Eritrea nach Europa birgt die entsetzlichsten Fluchtgeschichten, die wir erzählt bekommen“, stellt Ricarda Müller, psychotherapeutische Leiterin des Psychosozialen Beratungszentrums SEGEMI in Hamburg fest. Es ist ein Weg durch Wüsten, fremde Dörfer und Städte, dabei Führern ausgeliefert, denen nicht zu trauen ist und die immer wieder Geld verlangen. Ständig von Durst und Hunger bedroht, mit Toten am Wegesrand. An der Mittelmeerküste in schreckliche Lager gepfercht, auf eine lebensgefährliche Überfahrt hoffend. Wochen-, monatelang. Dann die Fahrt über das Meer, in unsicheren Booten mit viel zu vielen Menschen und der Frage, ob sie überhaupt ankommen oder dann aufgenommen werden. Wer es schließlich über Italien nach Deutschland geschafft hat, ist für sein Leben erschöpft, so unendlich war die Flucht, so über alle Maße anstrengend.

„Die Menschen kommen hier an, glücklich, es mit letzter Kraft geschafft, das Grauen überlebt zu haben, aber auch für ihr Leben geprägt von den Erlebnissen der Flucht“, berichtet die Psychotherapeutin. Sie versuchen, sich einzurichten in der Fremde, zunächst auf Hilfe angewiesen, aber nicht mehr verfolgt und bedroht. Aber sie verstehen ihre Nachbarn nicht und nicht die Regeln, nach denen die Menschen hier miteinander umgehen. „Viele der Geflüchteten, die zu uns kommen, erinnern die Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie an polizeiliche oder militärische Ausgehsperren in ihren Ländern“, erklärt Ricarda Müller. „Sie hörten von Verboten und hatten wieder Angst, vor die Tür zu gehen.“

Was für ein Aufatmen für die Eritreer, Syrer oder Afghanen, im Psychosozialen Zentrum auf Menschen zu treffen, die ihre Sprache sprechen und ihnen die schwierige Situation erklären können. „Die Menschen, die zu uns kommen, sind im Moment vor allem sehr, sehr dankbar, Informationen über die Corona-Pandemie in ihrer Sprache zu bekommen“, berichtet Ricarda Müller. „Diese Verständigung in der Landessprache ist schon immer grundlegend für unsere Gespräche über die traumatischen Erlebnisse gewesen, über die Alpträume, die sie in den Nächten heimsuchen“, erklärt die Psychotherapeutin. „Doch während der Coronakrise tat sich außerdem ein Vorhang auf, eine fremde Welt wurde verständlicher. Abstand und Maskenpflicht verloren ihren unheimlichen Charakter.“

Nach einer kurzen Unterbrechung bot das Psychosoziale Zentrum in Hamburg auch während der Coronakrise weiter seine Beratung an. „Wir sind aus unseren kleinen Büros in den großen Besprechungsraum gewechselt, damit wir einen ausreichenden Abstand einhalten können“, berichtet Ricarda Müller. „Die Erwachsenen waren sehr dankbar für jedes Gespräch, das wir ihnen weiter angeboten haben. Bei den Jugendlichen herrschte jedoch eine große Zurückhaltung. Viele gingen zunächst nicht mehr aus dem Haus.“ Viele Familien sind inzwischen in Wohnungen untergebracht, in denen sie sich Küche und Bad mit anderen teilen. Die gemeinsamen Räume waren nun für viele unsicher und bedrohlich. Die anderen, das waren auch die, die vielleicht die ansteckende und lebensgefährliche Krankheit in der Wohnung verbreiteten. „Auch wenn sie durch die Gespräche besser verstanden, wie sie sich schützen können, so erinnerte sie die reglementierte Viruswelt wieder an Erlebnisse des Ausgeliefertseins. Die akute Bedrohung durch die Corona-Pandemie vermischt sich mit den Erinnerungen an traumatische Erfahrungen, dessen Boden eben genau existenzielle Bedrohung, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein bilden.“

Seit März 2020 verfügt das Psychosoziale Zentrum in Hamburg auch über eine sogenannte Institutsermächtigung, das heißt, es darf nicht nur beraten, sondern psychisch kranken Flüchtlingen auch psychotherapeutische Behandlungen anbieten. Maßgeblich möglich wird dieses Angebot auch, da Hamburg und Bremen als bislang einzige Bundesländer verlässlich Sprachmittler*innen für ambulante Psychotherapie sowie ambulante Psychiater*innen bezahlen. Die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen konnte so zu einem der Schwerpunkt der psychotherapeutischen Hilfe entwickelt werden.

So lässt sich die Wucht der Erinnerungen und Emotionen therapeutisch bearbeiten, nicht aber die Enge in den Wohnungen lindern, mit der Familien auch mit vier Kindern zurechtkommen müssen. „Auch für diese Familien fallen Kitas und Schulen weg“, erklärte Ricarda Müller. „Wenn überhaupt ein Computer für die Hausaufgaben verfügbar ist, müssen ihn sich oft mehrere Kinder teilen. Es ist ein Glück, wenn fürsorgliche Eltern unterstützen und helfen können. Längst nicht alle Kinder haben jedoch ein solches Glück und Konflikte eskalieren.“

Mindestens 1.000 Euro Vergütung für Psychotherapeut*innen in Ausbildung

BPtK-Information zur Vergütung während der Praktischen Tätigkeit 1

(BPtK) Mit der Reform der Psychotherapeutenausbildung müssen Psychotherapeut*innen in Ausbildung (PiAs) ab dem 1. September 2020 während des Psychiatriejahres (Praktische Tätigkeit 1) vergütet werden. Zukünftig ist eine Vergütung von mindestens 1.000 Euro im Monat zu zahlen, wenn der Ausbildungsabschnitt in Vollzeitform absolviert wird. Für die Krankenhäuser entstehen hierdurch keine zusätzlichen Kosten, da die Krankenkassen diese Mindestvergütung übernehmen müssen. Damit wird die insgesamt prekäre Ausbildungssituation in diesem Ausbildungsabschnitt etwas verbessert.

Die Bundespsychotherapeutenkammer informiert in einer BPtK-Information über die grundlegenden Neuerungen und Auswirkungen auf die Praxis und beantwortet Fragen zur konkreten Umsetzung der neuen Vergütungsstruktur. Damit soll der Verunsicherung von PiAs und Kliniken über diese Änderung begegnet werden.

Neue psychotherapeutische Telefonberatung für die Pflegeberufe

Bundesweite kostenfreie Terminvermittlung: www.psych4nurses.de

(BPtK) Für die beruflich Pflegenden gibt es ein neues psychotherapeutisches Beratungsangebot. Während der Corona-Pandemie bieten Psychotherapeut*innen ab heute eine kostenfreie Telefonberatung für alle Pflegeberufe an. Die professionelle Unterstützung ist insbesondere gedacht für Pflegefachpersonen in den Kliniken sowie in Altenpflegeheimen und in der häuslichen Versorgung. Wenn sie sich durch die aktuellen beruflichen Herausforderungen belastet fühlen, können sie über die Internetplattform www.psych4nurses.de kurzfristig und bundesweit 30-minütige Beratungstermine buchen. Dieses Angebot ist ein gemeinsames Hilfsangebot des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe und der Bundespsychotherapeutenkammer. Die Schirmherrschaft haben die Bundespflegekammer und der Deutschen Pflegerat übernommen.

„Beruflich Pflegende sind während der aktuellen Corona-Pandemie vielfach ganz besonderen psychischen Belastungen ausgesetzt“, erläutert Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK). „Obwohl fast überall eine Überlastung vorhandener Ressourcen bisher insgesamt erfolgreich vermieden werden konnte, durchlebten viele beruflich Pflegende in ambulanten Diensten, Heimen und Krankenhäusern Extremsituationen psychischer Belastung – und tun dies nach wie vor. Ich danke unserem Regionalverband DBfK Nordwest für seine Initiative und den Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten für ihr großzügiges Angebot.“

„Mit der neuen bundesweiten Telefonberatung wollen wir beruflich Pflegenden während der Coronakrise kurzfristig und professionell unterstützen, erklärt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. „Die Beratung, die die Psychotherapeut*innen anbieten, ist ehrenamtlich.“ „Es zeugt von einem großen Engagement der beteiligten Berufsgruppen, wie sie sich gegenseitig in Krisenzeiten unterstützen“, betont Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerats und Sprecher der Bundespflegekammer.

Unbürokratische telefonische Beratung und Behandlung per Videotelefonat

Sonderregeln für Privatversicherte während der Corona-Pandemie

(BPtK) Versicherte der privaten Krankenversicherung können während der Corona-Pandemie unbürokratischer per Videotelefonat psychotherapeutisch behandelt werden. Darauf haben sich Bundesärztekammer, Bundespsychotherapeutenkammer, Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) und Beihilfe in einer gemeinsamen Abrechnungsempfehlung verständigt. Diese Sonderregelung ist zunächst bis zum 30. Juni 2020 befristet. Versicherte, die in ihren Verträgen auch psychotherapeutische Leistungen vereinbart haben, können aufgrund dieser Regelung darauf verzichten, vorab die Genehmigung ihrer Krankenkasse einzuholen.

Außerdem sind darüber hinaus längere telefonische Beratungen möglich. Innerhalb eines Kalendermonats können bis zu viermal 40-minütige telefonische Beratungen erstattet werden. Diese Regelung basiert auf einer Empfehlung der Bundesärztekammer, der die private Krankenversicherung allerdings bereits zugestimmt hat. Sie ist zunächst befristet bis zum 31. Juli 2020.

Für Privatversicherte gab es bisher keine einheitlichen Regelungen zur Fernbehandlung. Die meisten PKV-Verträge sehen zwar keine Einschränkung zur Videosprechstunde und -behandlung vor. Die Versicherten mussten jedoch in jedem Einzelfall mit ihrer Versicherung klären, ob diese psychotherapeutischen Leistungen erstattet werden. Dies ist nun nach der gemeinsamen Abrechnungsempfehlung für die meisten diagnostischen und einzelpsychotherapeutischen Leistungen nicht mehr erforderlich.

Arme Kinder durch Coronakrise gesundheitlich gefährdet

BPtK fordert Essen auf Rädern und Hartz-IV-Krisenzuschlag

(BPtK) Fast zwei Millionen Kinder leben in Familien, die Grundsicherung erhalten. Etwa jede fünfte armutsgefährdete Person und ihre Kinder leben in überbelegten Wohnungen. Kinder haben häufig kein eigenes Zimmer und keinen Rückzugsraum. „Finanzielle Sorgen und beengte Lebensverhältnisse lassen Konflikte schneller eskalieren, manchmal sogar bis hin zu Gewalt“, stellt Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest. „Die Coronakrise gefährdet insbesondere die Gesundheit von Kindern aus Familien mit geringen Einkommen. Ihnen fehlt das warme Mittagessen, das sie sonst in Kita oder Schule erhalten. Sie haben nicht die Computer- und Internetausstattung, um online Schulaufgaben erledigen zu können.“

Die BPtK fordert deshalb:

  • Essen auf Rädern für Kinder aus armen Familien: Eltern, die Grundsicherung beziehen, sollten daher unbürokratisch Essen auf Rädern beantragen können, damit ihre Kinder ein warmes Mittagessen erhalten.
  • Krisenzuschlag für Hartz-IV-Familien: Kinder haben ein Recht auf Bildung. Eltern, die sich die Grundausstattung für digitales Lernen nicht leisten können, sollten schnell und unbürokratisch einen Krisenzuschlag für Internetanschluss und Tablet erhalten.

Manche Kinder brauchen während der Coronakrise Ansprechpartner*innen, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Die bundesweit größte und kostenlose telefonische und Online-Beratung für Kinder, Jugendliche und auch Eltern ist die Initiative „Nummer gegen Kummer“ (116 111). Die Hotline verfügt auch über ein Elterntelefon (0800 1110 550). Viele Familienberatungen in Städten und Kreisen bieten vor Ort weiter ihre telefonische und Videoberatung an. Jugendliche können sich auch über die BPtK-Internetseite www.gefuehle-fetzen.net über psychische Krisen und Hilfsangebote informieren. Auch die Praxen von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen sind weiter für Kinder, Jugendliche und Eltern erreichbar.

„Der Schutzraum der Praxis fehlt“

BPtK-Reader: Erfahrungen von Psychotherapeut*innen in der Coronakrise

(BPtK) Die Coronakrise hat auch die psychotherapeutische Beratung und Behandlung erheblich verändert. Hygieneregeln hielten Einzug in die psychotherapeutische Praxis, Patient*innen in Quarantäne mussten per Videogespräch versorgt werden, tagesklinische Angebote fielen weg. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat diese Entwicklung von Anfang an begleitet und die Erfahrungen mit Psychotherapie im Ausnahmezustand dokumentiert. Die ersten zehn Erfahrungsberichte von Psychotherapeut*innen hat die BPtK jetzt in einem Reader zusammengefasst.