Kein erhöhtes Risiko für Gewalthandlungen bei Menschen mit psychischer Erkrankung

DGPPN-Positionspapier „Prävention von Gewalttaten“

(LPK BW) Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat im Juni 2025 ein Positionspapier zur Prävention von Gewalttaten veröffentlicht. Die Fachgesellschaft stellt darin klar, dass psychisch erkrankte Menschen kein generell erhöhtes Risiko für Gewalthandlungen aufweisen.

Das Papier fasst den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zusammen und betont, dass Gewalt überwiegend durch soziale, strukturelle und individuelle Belastungsfaktoren beeinflusst wird – nicht durch die psychische Erkrankung an sich. Pauschale Zuschreibungen, die psychische Erkrankungen mit erhöhter Gefährlichkeit gleichsetzen, seien fachlich nicht haltbar und tragen maßgeblich zur Stigmatisierung Betroffener bei.

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und sehr unterschiedlich. Umfangreiche Studien zeigen, dass im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen mit bestimmten psychischen Störungen statistisch ein erhöhtes Risiko für gewalttätiges Verhalten festgestellt werden kann.

Die DGPPN spricht sich für eine evidenzbasierte, ethisch reflektierte und differenzierte öffentliche Debatte aus. Für eine nachhaltige Prävention empfiehlt das Positionspapier insbesondere den Ausbau der Versorgungsstrukturen, die Stärkung sozialpsychiatrischer Dienste sowie eine konsequente Nutzung bestehender rechtlicher Möglichkeiten. Neue Sonderregelungen seien nicht erforderlich.

Eine sachliche Kommunikation ist entscheidend, um Stigmatisierung zu vermeiden und die Versorgung Betroffener zu stärken.

Der vollständige Text des Positionspapiers ist auf der Website der DGPPN verfügbar.

Download : DGPPN-Positionspapier „Prävention von Gewalttaten“