„Wir bringen die Themen von vor Ort ein“: Das Interview mit Daniel Fürstenberg, dem Vorsitzenden der ersten Kreipsychotherapeutenschaft in Ulm

(LPK BW) Am 1. Juli 2025 wurde in Ulm die erste Kreispsychotherapeutenschaft Baden-Württembergs gegründet. Damit hat die Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt zur Stärkung der regionalen Selbstverwaltung ihrer Mitglieder unternommen. In der neu geschaffenen Struktur sollen Psychotherapeut*innen auf Kreisebene die Möglichkeit erhalten, sich besser zu vernetzen, gemeinsame Anliegen zu formulieren und die berufliche Interessenvertretung vor Ort aktiv mitzugestalten.

Zum Vorsitzenden der Kreipsychotherapeutenschaft Ulm wurde der Psychologische Psychotherapeut Daniel Fürstenberg gewählt, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Dominik Rotter die Aufbauarbeit in der Modellregion koordiniert. Im Gespräch mit uns berichtet er über seine Motivation, die Ziele der neuen Struktur und seine Pläne für die kommenden Monate.


I. Zur Person und Motivation

  1. Sie sind seit Juli 2025 Vorsitzender der ersten  Kreispsychotherapeutenschaft in Baden-Württemberg. Was hat Sie persönlich dazu bewogen, sich für dieses Amt zu bewerben?

Mich hat gereizt, von Anfang an mitzugestalten. Ich sehe täglich, wie wichtig Vernetzung und Austausch sind – nicht nur zwischen uns Kolleg*innen, sondern auch mit anderen im Gesundheitssystem. Und ehrlich gesagt: es war für mich eine Chance, Verantwortung zu übernehmen und etwas Neues aufzubauen, das uns allen langfristig nützt.

 

     2. Was sind Ihre Erwartungen an die KPS und welche Erfahrungen aus ihren bisherigen Tätigkeiten bringen Sie in die          neue Funktion Ihrer Meinung mit ein? 

Ich wünsche mir, dass die KPS zu einem Ort wird, wo wir unkompliziert ins Gespräch kommen und auch mal unterschiedliche Positionen nebeneinanderstehen dürfen. Ich bringe Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen mit – Praxis, Suchtberatung, Gremienarbeit. Das hat mir gezeigt: Brückenbauen ist manchmal wichtiger als lange Diskussionen.


II. Zur neuen Struktur der KPS Ulm

  1. Die KPS Ulm ist die erste Modellregion im Land. Welche Aufgaben, Funktionen vielleicht auch Chancen sehen Sie in dieser neuen Struktur? In welchem Verhältnis steht diese neue Struktur zu den Zuständigkeiten der LPK BW?

Die KPS ist für mich die regionale Ergänzung zur Arbeit der Landespsychotherapeutenkammer. Die Kammer setzt die großen Linien, wir bringen die Themen von vor Ort ein. Die Chance liegt darin, dass wir uns in Ulm und Umgebung besser vernetzen und gleichzeitig eine Anlaufstelle für andere Akteure sind – Verwaltung, Politik, Gesundheitswesen. Damit können wir unsere Stimme regional deutlicher hörbar machen.

 

  1. Welche Themen, Ziele und Schritte stehen aktuell und in der mittelfristigen Perspektive auf der Tagesordnung der neu gegründeten KSP? Wie sehen Sie Ihre Rolle als Vorsitzende bei der Umsetzung dieser Ziele?

Im Moment geht’s erst mal um die Basics: Leute zusammenbringen, Kommunikationswege finden, Strukturen schaffen. Mittelfristig wollen wir uns in lokale Gremien einbringen, also Gesundheitskonferenz, Suchtbeirat und ähnliche Runden. Als Vorsitzender der KPS Ulm sehe ich mich da eher als Moderator – zuhören, koordinieren, Impulse setzen.

 

  1. Sehen Sie schon jetzt bestimmte Hindernisse oder Herausforderungen, die der Umsetzung dieser Ziele deutlich erschweren oder im Weg stehen könnten?  Gibt es schon erste Ideen, diesen zu begegnen?

Die größte Hürde ist sicher die Zeit. Viele Kolleginnen sind schon mit Praxis oder Klinik voll ausgelastet. Wenn wir wollen, dass sich Leute engagieren, müssen die Wege einfach und praktikabel sein. Möglichkeiten wären zum Beispiel digitale Treffen – wenn das für Kolleginnen besser passt – oder klar umrissene Aufgaben, die nicht zu viel Extra-Arbeit machen. Und was die Sichtbarkeit angeht: die wird Schritt für Schritt wachsen, da braucht es einfach Geduld und Präsenz.

 

   6. Welche Erwartungen haben Sie an die Zusammenarbeit mit der Landespsychotherapeutenkammer und den lokalen      Gremien?

Von der Kammer wünsche ich mir gerade am Anfang enge Begleitung, auch mal ein offenes Ohr oder Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit. Und vor Ort hoffe ich auf offene Türen – dass wir als KPS ernst genommen werden und nicht noch lange erklären müssen, warum es uns überhaupt braucht.


IV. Persönlicher Abschluss

  1. Bei allem Engagement – bleibt da auch noch Zeit für Hobbys oder andere persönliche Interessen?

Wenn ich ehrlich bin: meine Familie steht klar an erster Stelle. Meine Frau, unsere Familie– das ist mein Anker. Nebenher finde ich Ausgleich in Musik (Klavier, Gesang), in Büchern, und ich reise gern. Auch mal kleine Auszeiten, die den Kopf wieder frei machen. Ich merke: das brauche ich, um das Engagement auf Dauer mit Freude machen zu können.

 

  1. Was möchten Sie Kolleg*innen mit auf den Weg geben, die sich für berufspolitische Aufgaben, wie z.B. die Arbeit in der KPS, interessieren und sich hier einbringen möchten?

Ich möchte einfach Mut machen. Berufspolitik klingt manchmal sperrig oder weit weg – aber am Ende geht es um ganz konkrete Arbeitsbedingungen, die uns alle betreffen. Man muss nicht gleich ein großes Amt übernehmen. Schon kleine Beiträge machen einen Unterschied. Und es macht Spaß zu erleben, wie vielfältig unsere Profession ist, wenn man zusammenkommt.